Schildkröten faszinieren mit ihrer ruhigen Art und ihrem außergewöhnlichen Verhalten. Kein Wunder, dass sie zu den beliebtesten Terrarientieren in Deutschland zählen. Doch wer sich eine Schildkröte als Haustier wünscht, sollte sich vorab intensiv mit den gesetzlichen Vorgaben, den Haltungsbedingungen und den langfristigen Verpflichtungen auseinandersetzen.
Schildkröten – beliebte Mitbewohner im Terrarium
Laut einer aktuellen repräsentativen Umfrage im Auftrag des Industrieverbandes Heimtierbedarf (IVH) e. V. und des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe Deutschlands e. V. (ZZF) leben in etwa einem Drittel der 1,3 Millionen Terrarien in deutschen Haushalten Schildkröten. Damit sind sie noch beliebter als Schlangen und belegen Platz eins unter den Terrarientieren.
Artenschutz und gesetzliche Vorgaben: Nicht jede Schildkröte darf gehalten werden
Ein entscheidender Punkt bei der Haltung von Schildkröten ist der Artenschutz. Besonders europäische Landschildkröten stehen unter strengem Schutz gemäß Anhang A der EU-Artenschutzverordnung. Für ihre Haltung sind eine EG-Vermarktungsgenehmigung, eine Meldung bei der zuständigen Behörde sowie eine individuelle Kennzeichnung Pflicht. Diese erfolgt entweder durch Mikrochip (bei Tieren über 500 Gramm) oder durch regelmäßige Fotodokumentationen.
Dr. Martin Singheiser vom Bundesverband für fachgerechten Natur-, Tier- und Artenschutz e. V. (BNA) erklärt:
„Bei Jungtieren ist einmal jährlich ein Foto der Ober- und Unterseite auf Schachbrettpapier mit Maßstab zu erstellen – inklusive Gewichtsdokumentation.“
Auch Haltungsverbote existieren: Die Buchstaben-Schmuckschildkröte (Trachemys scripta) ist beispielsweise als invasive Art gelistet und darf nicht mehr gehalten, gezüchtet oder weitergegeben werden. Nur bereits vorhandene Tiere dürfen mit behördlicher Duldung weiter gepflegt werden.
Anforderungen an die Schildkrötenhaltung
Neben rechtlichen Aspekten spielt auch die artgerechte Haltung eine zentrale Rolle. Schildkröten stellen hohe Anforderungen an ihre Umgebung – sowohl im Terrarium, Aquaterrarium als auch im Freigehege.
Wichtige Punkte sind:
- Platzbedarf und ein geeignetes Gehege mit entsprechender Technik für Licht, Temperatur und Luftfeuchtigkeit
- Artspezifische Ernährung
- Gegebenenfalls Winterruhe bei mediterranen Arten
- Medizinische Versorgung und regelmäßige Gesundheitschecks
- Langfristige Verantwortung über viele Jahre
Dr. Singheiser betont die Unterschiede:
„Mediterrane Schildkröten benötigen eine Winterruhe, tropische Arten dagegen gleichbleibend hohe Temperaturen – was den Energiebedarf deutlich erhöht. Bei Wasserschildkröten kommen zusätzlich Filtertechnik und Wasserhygiene ins Spiel.“
Vor dem Kauf: Die richtigen Fragen stellen
Bevor du eine Schildkröte anschaffst, solltest du ehrlich prüfen:
- Welche Art passt zu mir und meinem Lebensstil?
- Kann ich den Pflegeaufwand dauerhaft stemmen?
- Wer kümmert sich im Urlaub um das Tier?
- Bin ich bereit, mich über viele Jahre, manchmal Jahrzehnte, zu kümmern?
Wo finde ich verlässliche Informationen?
Zur Vorbereitung lohnt sich die Recherche über verschiedene Quellen:
- Fachliteratur und Vereinswebseiten wie BNA oder DGHT
- Zoofachhandel – dieser ist gesetzlich verpflichtet, schriftliche Informationen zur artgerechten Haltung mitzugeben (§ 21 Tierschutzgesetz)
- Offizielle Stellen wie das Bundesamt für Naturschutz (www.wisia.de) und der Haustier-Berater des Bundesministeriums für Landwirtschaft
- Portale wie www.leben-mit-heimtier.de
- Tierärzte, Tierheime und lokale Tierschutzorganisationen
Weitere Informationen findest du im Originalartikel des IVH: Schildkröten als Heimtiere: Was man im Vorfeld beachten sollte