Eine bunte Unterwasserwelt, in der man viele unterschiedliche Fische beobachten kann – davon träumt wohl jeder, der sich ein Süßwasseraquarium zulegt. Entscheidend dabei ist allerdings, dass die Tiere nicht nur nach optischen Kriterien ausgesucht und zusammen in ein Becken gesetzt werden. „Bei der Vergesellschaftung von Aquarium-Fischen gibt es ein paar wichtige Regeln zu beachten”, sagt Stefan Schmölzing von der Fördergemeinschaft Leben mit Heimtieren e.V. (FLH). „Wer gerne mehrere Fischarten gemeinsam halten möchte, muss sich vorher genau über die Lebensgewohnheiten und das Verhalten der Tiere informieren. Nur mit diesem Wissen ist es möglich, ihnen ein harmonisches und stressfreies Zusammenleben ermöglichen.”
Die meisten Aquarium-Fische stammen ursprünglich aus den Tropen, den Subtropen sowie den wärmeren, gemäßigten Zonen der Erde. Hier findet man sie entweder in Uferbereichen von Seen und Flüssen, in Sumpfgebieten oder einfach in kleinen Tümpeln und Pfützen. So verschieden ihre natürlichen Lebensräume, so unterschiedlich sind die Anforderungen der Tiere an ihre Umwelt. „Es ist nicht zwingend notwendig, dass nur Fische zusammen in einem Aquarium leben, die aus der gleichen Region stammen”, so Schmölzing. „Viel wichtiger ist es, dass dort alle Tiere einen für ihre Bedürfnisse ausgelegten Lebensraum vorfinden. Das heißt, die Ansprüche der verschiedenen Fischarten, die zusammen gehalten werden, müssen weitgehend übereinstimmen. Das gilt sowohl für Faktoren wie Wassertemperatur und pH-Wert als auch für die Lichtverhältnisse, die Bepflanzung und den Platzbedarf.”
Groß und Klein
Neben den äußeren Faktoren ist es wichtig, dass sich die Tiere untereinander vertragen, sich gegenseitig nicht zu sehr stören oder gar gefährden. Eine Frage, die viele Aquaristik-Einsteiger beschäftigt: Kann man große und kleine Fische bedenkenlos zusammen in einem Becken halten? „Bei pflanzenfressenden Fischen wie Welsen spielt der Größenunterschied zu den Mitbewohnern im Aquarium keine Rolle”, erklärt Schmölzing. „Bei allen anderen kann es aber durchaus vorkommen, dass sehr kleine Mitbewohner oder Jungfische als Futter angesehen werden. Raubfische wie Barsche sollten grundsätzlich nicht mit kleineren Arten zusammenleben, denn für diese wären sie stets eine willkommene Beute.”
Schichtweise
Die meisten Aquarium-Fische bewegen sich von ihrer Natur aus überwiegend auf einer bestimmten Höhe im Becken. So leben einige vor allem am Bodengrund, andere tummeln sich bevorzugt in der Mitte und eine dritte Gruppe besiedelt den Raum unter der Wasseroberfläche. Territorial sind sich diese verschiedenen Arten in der Regel nicht im Weg und kommen daher gut miteinander aus. Am Boden haben beispielsweise Dornaugen ihr Refugium. Sie ernähren sich überwiegend von Nahrungsresten, die auf den Grund abgesunken sind. Fadenfische halten sich bevorzugt in der Nähe der Oberfläche auf und verstecken sich hier gern zwischen üppigem Pflanzenbewuchs. Die größte Auswahl gibt es bei den Fischen, deren Revier der mittlere Abschnitt des Aquariums ist. Für diesen Bereich kann man beispielsweise Regenbogenfische, Mollys, Barben, Neonsalmler oder Guppys einplanen. „Gibt es mehrere Bewohner für den gleichen Raum, kann das aber auch zu Auseinandersetzungen führen”, so der FLH-Experte. „Deshalb sollte man sich immer möglichst auf einige wenige Arten beschränken.”
Auch das Temperament der unterschiedlichen Aquarium-Fische gilt es bei der Auswahl nicht völlig außer Acht zu lassen. Sehr lebhafte Arten könnten in einem kleinen Becken eher ruhige Vertreter empfindlich stören. Die majestätischen, etwa 18 Zentimeter langen Diskusfische gehören beispielsweise zu den Tieren, die überhaupt keinen Stress mögen. Vor allem scheue Fische und nachtaktive Arten wie etwa die Dornwelse benötigen in einem Gesellschaftsaquarium genügend Möglichkeiten sich zurückzuziehen. Für tagaktive Tiere ist dagegen eine ausreichend große, freie Schwimmfläche entscheidend. Sind diese Voraussetzungen gegeben, ist das Zusammenleben kein Problem. In vielen Fachbüchern, im Internet und im Fachhandel erhalten Einsteiger in die Aquaristik alle notwendigen Informationen darüber, welche Fische gut zusammen passen.
Schwärme, Paare, Einzelgänger
Für die Planung eines Gesellschaftsaquariums ist aber nicht nur wichtig, mit welchen anderen Arten ein Fisch zurechtkommt, sondern auch, wie sein Verhalten gegenüber den eigenen Artgenossen ist. Antennenwelse etwa sind von Natur aus Einzelgänger. Sie verhalten sich untereinander allerdings zumeist friedlich – vorausgesetzt, es gibt genügend Platz, um sich aus dem Weg zu gehen. „Anders sieht es da bei den Kampffischmännchen aus”, erläutert Schmölzing. „Die asiatischen Schönheiten beachten andere Fischarten kaum – äußerst aggressiv werden sie aber, wenn männlichen Artgenossen in der Nähe sind. Die dann ausgetragenen Kämpfe sorgen für Dauerstress und Unruhe im gesamten Aquarium.”
Der Skalar ist aufgrund seines facettenreichen Erscheinungsbildes bei vielen Aquarianern besonders beliebt. In ihrem natürlichen Lebensraum in Südamerika tauchen die Tiere in der Regel in Gruppen auf. Im Aquarium sollten sie daher mindestens als Pärchen leben – besser noch wäre eine größere Stückzahl. Bei Schwarmfischen wie beispielsweise den verschiedenen Salmlerarten empfehlen Experten sogar grundsätzlich Gruppen von mindestens sechs bis acht Exemplaren, denn diese Tiere besitzen ein besonders ausgeprägtes Sozialverhalten.
Quelle: FLH
Über die Fördergemeinschaft Leben mit Heimtieren e. V. (FLH):
Die Fördergemeinschaft „Leben mit Heimtieren“ e. V. (FLH) ist ein markenneutraler, freiwilliger Zusammenschluss von Mitgliedern der Zoofachhandelsbranche. Der Verein verfolgt das Anliegen, die positive Grundhaltung der Menschen gegenüber der Heimtierhaltung – speziell gegenüber der Aquaristik, Terraristik und des Teichbereichs – zu stärken. Zu diesem Zweck setzt sie auf PR-Maßnahmen wie Presse- und Öffentlichkeitsarbeit sowie Messeauftritte im Endverbraucherbereich.