Wer die Wasserwerte der inzwischen populären Seen auf Sulawesi das erste Mal liest, glaubt an einen Druckfehler: 30°C – okay, so warm ist es auch im Rio Negro, Gesamthärte mittelprächtig mit 5 bis 6°dGH – das ist auch nichts Besonderes, aber jetzt kommts: pHWert von 8,0 bis 8,2! Aus den Tropen ist man bei weichem bis mittelhartem Wasser eher niedrige pH-Werte gewöhnt. Aber pH 8? Solche hohen, alkalischen pH-Werte findet man eher im Tanganjika- und Malawisee. Und wer genau hinsieht, wird feststellen, dass auch der Malawisee nicht so hart ist, wie die meisten annehmen. Er besitzt ebenfalls nur mittelhartes Wasser mit GH-Werten um die 5 bis 6°dGH. Aber zurück zur Heimat der bunten kleinen Süßwassergarnelen und Schnecken Sulawesis. Die Seen Matano, Poso und Malili weisen eine große Oberfläche auf, die ganztägig volles tropisches Sonnenlicht erhält. Das führt bei geringer Wasserbewegung zu der hohen Temperatur. Kleine Bachläufe und schmale Flüsse in den Tropen weisen dagegen oft nur Wassertemperaturen zwischen 24 und 26°C auf. Das verdanken sie ihrem oft beschatteten Verlauf, der höheren Fließgeschwindigkeit und dem kalten Quellwasser, dem sie entspringen. Ein dunkel gefärbtes Gewässer wie der Rio Negro ist wegen seiner Farbe und damit wegen der Eigenschaft, sich durch das Sonnenlicht stärker aufzuheizen, auch 2°C wärmer als der in direkter Nachbarschaft fließende Weißwasserfluss Solimoes, der ab Manaus auf den Rio Negro trifft und zum Amazonas wird.
Für das Aquarium muss bedacht werden, dass die Wattstärke eines Heizstabes von „Delta T“ abhängt. Mit Delta T bezeichnet der Physiker die Temperaturdifferenz, in unserem Fall, die Differenz zwischen Zimmertemperatur und der gewünschten Wassertemperatur. Hat z.B. ein Skandinavier sein Sulawesi-Aquarium in seinem recht kühlen Wintergarten stehen, dessen Raumtemperatur nur 15°C beträgt, würde Delta T 15°C betragen. Für z.B. ein 150- Liter-Aquarium benötigt er einen 300- Watt-Regelheizer. Ein Sulawesi-Fan in Deutschland liebt es gemütlicher mit z.B. 20°C Raumtemperatur und benötigt somit nur eine Erwärmung um 10°C. Ihm würde ein 150-Watt-Heizer genügen. Dreht er seine Heizung im Zimmer auf 25°C, spart er wiederum beim Heizer, der mit 100 W ausreichend wäre.
Wenn das Leitungswasser zufällig mit 5 bis 6°dGH aus der Leitung kommt, braucht man sich um dieses Kapitel keine Sorgen zu machen. Wer aber deutlich härteres Wasser aus seinem Wasserhahn zapft, sollte sich Gedanken um eine Enthärtung machen. Mit Hilfe einer Umkehrosmoseanlage werden dem Wasser fast alle Mineralien entzogen (etwa 95%) und das resultierende „Osmosewasser“ ist extrem weich. Dieses wird wiederum mit dem Leitungswasser gemischt und so die gewünschte Härte von 5 bis 6 °dGH hergestellt. Nun stellt sich für den Nichtchemiker die Frage, in welchem Verhältnis man Osmose- und Leitungswasser mischen muss, um die gewünschte Härte von 5 bis 6 °dGH zu erhalten. Das ist auch für Mathematikhasser nicht kompliziert: Leitungswasserhärte (z.B. 20) minus gewünschte Härte (hier 5) ist gleich Teile des Osmosewassers (somit 15); dazu noch rechnen: Härte des Osmosewassers (1) minus gewünschter Härte (5) ergibt (Vorzeichen bitte missachten) 4. Somit benötigt man z.B. 4 Liter Osmosewasser und 15 Liter Leitungswasser, um eine GH von 5 zu erreichen. Ist doch gar nicht so kompliziert!
Wer zu weiches Wasser hat, zum Beispiel unsere Ostfriesen, die meist auf Torf wohnen, müssen mit der gleichen Berechnung ihr Wasser mit aufgehärtetem Wasser vermischen. Zur Aufhärtung eignet sich Osmosesalz, bei dem die GH stärker angehoben wird als die KH. JBL bietet mit JBL AquaDur ein solches Salz an. Steigen wir noch ein wenig weiter in die spezielle Wasserchemie der Sulawesi-Seen ein: Der Towuti-See zum Beispiel besitzt eine GH von 6, eine KH von 5 und eine Leitfähigkeit von 181 μS/cm. Bei normaler Ionenverteilung entsprechen 30 μS/cm etwa einem Grad Gesamthärte. Teilt man somit 181 : 30, so erhält man die theoretische Gesamthärte, hier 6. Da sechs auch die wirkliche Härte des Sees ist, kann man ableiten, dass das Verhältnis von Kalzium zu Magnesium nicht ungewöhnlich ist. Hier sei der Tanganjikasee als Gegenbeispiel genannt, der mit 10°dGH, 18°dKH und 650 μS/cm völlig andere Werte aufweist. Teilt man hier 650 : 30, erhält man 21. Bei normaler Ionenverteilung müsste der Tanganjikasee somit eine GH von 21 besitzen. Hat er aber nicht, sondern nur 10°dGH. Diese zeigt auf den ersten Blick, dass hier besondere Wasserverhältnisse vorliegen. In diesem Fall übrigens durch Natriumbikarbonate ausgelöst, die die KH in die Höhe treiben, ohne die GH zu erhöhen, da das Natrium nicht zur Gesamthärte gerechnet wird. Das ist nun wirklich keine leichte Kost mehr und nur für an der Wasserchemie Interessierte spannend. Für den Normalsterblichen ist wichtig, dass er am Wasser nicht noch mehr herumfummeln muss. Ein mittelhartes Wasser und 28 bis 30°C, und die Sache stimmt.
Bleibt noch der hohe pH-Wert. Viele Aquarianer meinen fälschlicherweise, dass hohe pH-Werte durch hohe Karbonathärte-Werte entstehen würden. Der Malawi- und Tanganjikasee beweisen aber das Gegenteil: Obwohl der Malawisee mittelhart (KH 7°dH) und der Tanganjikasee mit KH 18°dH unterschiedliche Karbonathärte aufweisen, zeigen sie mit pH 8,6 bis 8,9 einen ähnlich hohen pH-Wert. Die entscheidende Frage für den Aquarianer ist nun: Wie kann man ohne Chemiebaukasten einen hohen pHWert im Aquarium erzeugen? Die Antwort ist erstaunlicherweise recht einfach: Durch viel Geblubber oder andere Oberflächenbewegung! In kleinen Nano-Aquarien, und in diesen werden die hübschen kleinen Sulawesi-Wirbellosen oft gepflegt, reicht ein ordinärer luftbetriebener „Blubberfilter“, um einen pH-Wert von ca. 8 einzustellen. In größeren Aquarien werden entweder ein paar dieser blubbernden Filter oder eine andere Methode der kräftigen Wasseroberflächenbewegung benötigt. Der CO2-Gehalt im Wasser sinkt und der pH-Wert steigt. Nun sind alle Wasserparameter für die Sulawesi-Wirbellosen (natürlich auch Fische) besprochen und es kann losgehen.
Die Einrichtung des Aquariums sollte ebenfalls ein wenig den natürlichen Bedingungen angeglichen werden. Unterwasserbilder der Biotope zeigen viele Steine, Felsen, wenige bis keine Pflanzen und Sandboden zwischen den Steinen. Unser beliebtes Lochgestein findet man auf der Welt nur an wenigen Orten, z.B. im Pantanal und in Florida. Trotzdem nutzen wir es aus dekorativen Gründen gern für Malawi- und Tanganjikasee oder auch Sulawesi-Aquarien. Das macht nichts – auch wenn es nicht so aussieht, wie in den Seen selbst. Auch die Angst, dass kalkhaltiges Lochgestein die Härte im Wasser erhöhen würde, ist unbegründet. Durch den hohen pH-Wert um 8 sind nicht genügend Säuren vorhanden, um den Kalk aufzulösen. Würde man aber kalkhaltiges Material in ein Diskusaquarium mit pH 6 stellen, würde es durch das saure Wasser langsam aufgelöst werden. Ein letzter Punkt, der mit normalen Wassertests nicht zu ermitteln ist, wäre die Keimdichte im Aquarium. Wildfänge sind aus ihren natürlichen Lebensräumen große Wassermengen mit wenigen pathogenen (krankheitserregenden) Keimen gewohnt und haben sich darauf eingestellt. Im Aquarium wird zwar die Wassermenge auf Nanoformat eingedampft, nicht aber die Tieranzahl pro Quadratmeter. So steigt die Zahl der Keime im Aquarium und Garnelen- Fachleute wie die LOGEMANN-Brüder und Roland NUMRICH haben UV-C Wasserklärer im Versuch, um die Ausfallrate bei den Sulawesi-Wirbellosen zu senken. Noch immer treten Krankheiten und Verluste der Tiere in der zweiten oder dritten Generation auf, die vermutlich auf eine zu hohe Keimzahl zurückzuführen sind. Bei der Anschaffung von UV-C Wasserklärern ist zu beachten, dass sie für zwei verschiedene Anwendungszwecke eingesetzt werden: Zur Beseitigung von Schwebealgen, die zu grünem Wasser führen und zur Teilentkeimung des Wassers. Für die Teilentkeimung ist jedoch eine höhere Wattzahl nötig, als für die Schwebealgenbekämpfung.
Dazu ein Beispiel: Der 5 Watt JBL AquaCristal UVC Wasserklärer ist in der Lage, eine Wassertrübung in Aquarien bis zu 400 l zu beseitigen, jedoch reicht seine Teilentkeimungsleistung nur für Aquarien bis 100 l. Bitte achten Sie unbedingt darauf, dass auf der Verpackung Ihres zukünftigen UV-C Wasserklärers die Kapazität je nach Einsatzzweck aufgeführt ist. Das ist nämlich leider nur selten der Fall. Wer diese Pflegebedingungen beachtet, wird viel Freude an den spannenden Tieren aus den Millionen-Jahre alten Seen aus Sulawesi haben und vielleicht sogar Nachzuchterfolge verzeichnen.
Quelle: Heiko Blessin, Aquaristik Fachmagazin, Ausgabe 229