Vater werden ist nicht schwer, Vater sein dagegen sehr: Die Aufzucht der Jungen ist beim Dreistachligen Stichling Männersache. Die liebevolle Pflege und Aufzucht des Nachwuchses durch diese Spezies ist nicht nur für Aquarienfans ein besonderes Schauspiel. Damit der alleinerziehende Fisch-Vater den Stress mit dem Nachwuchs besser verarbeiten kann, hat die Natur ihn mit einem größeren Gehirn ausgestattet. Das ist das Ergebnis einer Studie von Kieran Samuk und Teamkollegen von der Universität British Columbia in Kanada.
Im Vergleich zum Weibchen ist das Gehirn des Dreistachligen Stichling-Männchens etwa um ein Viertel größer. Nicht ohne Grund, denn sobald die Laichzeit beginnt ist der Fisch-Mann im Dauerstress: Erst buddelt er solange, bis er den perfekten Brutplatz gefunden hat, dann schleppt er Material an und baut aus Pflanzen und einem klebrigen Nierensekret eine komplizierte Nestkugel. Zum Schluss tarnt er die Kugel mit Sand, damit die Kleinen später geschützt sind. Hat der Dreistachlige Stichling ein passendes Weibchen gefunden und es überzeugt, im gebauten Nest seine Eier abzulegen, geht es erst richtig los.
Sobald das Weibchen seine Eier im Nest abgelegt hat, wird es vom Fisch-Vater vertrieben, denn die Versorgung ist bei dieser Spezies Männersache: Er stellt sich vor den Nesteingang und fächelt mit den Brustflossen ständig Frischwasser über die Eier. So versorgt er seinen Nachwuchs mit sauerstoffreichem Wasser. Herausgefallene Eier werden liebevoll mit dem Maul wieder eingesammelt und zurück ins Nest gebracht. Droht bei den ersten Schwimmversuchen der frisch geschlüpften Stichlinge Gefahr, fängt sie Papa mit dem Maul wieder ein und bringt sie zurück ins sichere Nest.
Die Evolution ist schnell
Für ihre Studie verglichen die Wissenschaftler die Gehirne des Dreistachligen Stichling-Männchens mit einem Verwandten, dem Weißstachligen Stichling. Dieser spaltete sich vor etwa 10.000 Jahren vom Stammbaum des Dreistachligen Stichlings ab und gab auch die Brutpflege auf. In der Folge wurde das Gehirn des Weißstachligen Stichling-Männchens kleiner, wie die Forscher herausfanden. „Unserer Studie zeigt, dass Gehirne sich in sehr kurzer Zeit drastisch verändern können“, sagt Kieran Samuk. „Das hilft zu verstehen, wie physische Veränderungen des Gehirns zu komplexen Verhaltensänderungen führen können.“
Der Wissenschaftler Samuk und seine Teamkollegen schließen aus ihrer Studie, dass die Dreistachligen Stichlings-Männchen größere Gehirne haben, um die intensive Brutpflege meistern zu können. „Dies ist die erste Studie überhaupt zum Zusammenhang zwischen elterlicher Fürsorge und Gehirngröße“, so der Wissenschaftler. Die Ergebnisse der Studie veröffentlichten die Experten in der Fachzeitschrift Ecology and Evolution.
Quelle: IVH
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