Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen. Diese Woche haben wir ausschließlich Arten gewählt, die weit über 30 cm groß werden und spezielle Anforderungen an die Aquariengröße stellen!
oben links: Pseudanos winterbottomi
In den vergangenen Jahren erhielt Aquarium Glaser den Kopfsteher Pseudanos winterbottomi nur ganz vereinzelt als Beifang aus Venezuela. Meist fanden sich die Tiere bei Anostomus ternetzi oder Pseudanos trimaculatus. Jetzt konnten sie endlich eine gute Stückzahl dieser schönen Art gezielt einführen. Es zeigte sich, dass die kleinen Tiere untereinander ziemlich friedfertig sind und ohne die Gefahr von Flossenbeschädigungen gemeinsam gepflegt werden können. Es müssen aber mindestens 10 Exemplare sein, sonst fangen sofort Rangstreitigkeiten an. Die größeren Exemplare halten wir sicherheitshalber einzeln. Die kleinen Exemplare schwimmen auch gerne im gemischten Schwarm mit Anostomus ternetzi.
Pseudanos winterbottomi wird etwa 15 cm lang, gehört also zu den mittelgroßen Kopfstehern. Die an den zuvor importierten Einzelstücken gemachten Erfahrungen deuten darauf hin, dass auch dieser Fisch wie alle anderen Kopfsteher zu pflegen ist, also in deckungsreichen, möglichst gut bepflanzten, größeren Aquarien.
Die chemische Zusammensetzung des Wassers ist unerheblich, man sollte die Tiere bei 26-28°C pflegen. Die beste Gesellschaft stellen andere Kopfsteher dar, z.B. die bereits erwähnten Arten, aber auch andere, friedliche Salmler, Buntbarsche und Welse. Bei der Fütterung ist auf den Bedarf an pflanzlichem Futter zu achten, sonst werden Aquarienpflanzen angefressen. P. winterbottomi frisst jegliches übliche Zierfischkutter.
Lexikon: Pseudanos: bedeutet „falscher Anostomus“. winterbottomi: Widmungsname für Richard Winterbottom, Kurator Emeritus für Ichthyologie am Royal Ontario Museum, Kanada. Anostomus: bedeutet „der mit dem oberständigen Maul“. ternetzi: Widmungsname für Carl Ternetz (1870-1928).
Vorschlag eines deutschen Gebrauchsnamens für P. winterbottomi: Gestreifter Bambi-Kopfsteher
oben rechts: Corydoras sp. C20 cf. evelynae
Aus dem oberen Amazonas aus Brasilien stammen die Panzerwelse. Sie wurden als Corydoras evelynae angeboten. Diese Art wurde tatsächlich von dort beschrieben und zeichnet sich durch eine dunkle Rückenbinde aus, die in einzelne große Flecken aufgelöst ist; unter der Rückenflosse befindet sich ein großer rechteckiger Fleck, der in der Rückenansicht als Quadrat erscheint; der Rückenflossenstachel ist dunkel; auf der Flanke befinden sich zwei parallel laufende, dunkle Bänder; die Art hat eine dunkle Augenbinde (diese Beschreibung beruht auf dem Holotypen der Art). Seit der Erstbeschreibung, die 1963 anhand eines einzigen Exemplare erfolgte, gab die Art Rätsel auf und wurde nur sehr selten importiert.
Glasers Neuimporte zeigen zwar einige Ähnlichkeit zu C. evelynae, aber auch viele Unterschiede. Sie entsprechen farblich sehr gut den Panzerwelsen, die 1994 die C-Nummer C20 erhielten. Diese Nummer wurde später aufgelöst und zu C. arcuatus gestellt.
Aquarium Glasers größten C20 zeigen aber eindeutig, dass sie auf gar keinen Fall mit C. arcuatus identisch sind. Gleich große (ca. 4 cm lange) Corydoras arcuatus aus Peru gelten bereits als „large“ im Handel und zeigen selbstverständlich das arttypische Muster.
Was sie nicht ausschließen können, ist, dass C20 die Jugendform des „Super-Arcuatus“ aus Brasilien darstellt, einer sehr großen Corydoras-Art, die bis 8 cm lang werden kann. Aber auch das erscheint
uns eher unwahrscheinlich.
Ein Jungtier (ca. 2 cm) von Corydoras evelynae, das sie im Mai 2015 aus Kolumbien (Rio Vaupes) als Sample erhalten hatten, zeigte bereits die arttypische Färbung; die Art hat also keine länger andauernde abweichende Jugendfärbung.
Ob Aquarium Glasers Neuimporte nun eine unbeschriebene, neue Spezies oder C20 repräsentieren, können sie nicht entscheiden. Es sind auf jeden Fall hübsche Panzerwelse, die farblich eine gewisse Ähnlichkeit zu Corydoras evelynae aufweisen, körperlich aber eher in die Corydoras-loretoensis-Gruppe zu stellen sind.
unten links: Megalops atlanticus und Megalops cyprinoides
Ein typischer Aquarienfisch ist dieser bis zu 2.5 m lange Gigant sicher nicht. Trotzdem werden Aquarium Glaser die wenigen, derzeit aus Nigeria importierten Exemplare förmlich aus den Händen gerissen.
Es handelt sich nämlich um ein ganz außergewöhnliches Tier. Da ist natürlich zum einen die gigantische Größe. Bis zu 160 kg Gewicht kann dieser Raubfisch erreichen! Ferner ist er euryhalin, kann also problemlos zwischen Süß- und Meerwasser wechseln. Und er hat eine Schwimmblasenatmung, kann also auch in sauerstoffarmen Gewässern überleben. Der Tarpun ist wahrlich ein Erfolgmodell der Evolution und kommt auf beiden Seiten des Atlantiks vor.
Es gibt nur noch eine zweite Art in der Gattung Megalops, M. cyprinoides, die deutlich kleiner bleibt (maximal 150 cm, gewöhnlich aber nur 30-40 cm) und den Pazifik besiedelt. Auch diese Art konnte Aquarium Glaser jetzt in kleinen Stückzahlen importieren.
Auch wenn Tarpune auf den ersten Blick heringsähnlich wirken, haben sie mit Heringen nicht viel zu tun. Ihre Larven gleichen vielmehr denen der Aale! Es handelt sich um so genannte Leptocephalus-Larven, die aussehen wie das hochovale Blatt eines Weidenbaumes. Im Aquarium verlangt Megalops nach Fischen als Nahrung und kann erstaunlich große Brocken vertilgen.
Das erstaunlichste an diesen großen Tieren ist, dass sie in keinster Weise zu Hektik oder gar Panik neigen. Der Betrachter hat im Gegenteil das Gefühl, dass Megalops stets überlegt handelt und alles außerhalb des Aquarium aufmerksam beobachtet. Bereits nach wenigen Wochen lassen sich Tarpune an gefrostete Futterfische (Stinte) gewöhnen, die sie sogar von von der Pinzette nehmen. Es sind faszinierende, elegante Räuber!
Lexikon: Megalops: altgriechisch, bedeutet „von großer Erscheinung“. atlanticus: latein, bedeutet „aus dem Atlantik stammend“. cyprinoides: latein, bedeutet „ähnlich einem karpfenartigen Fisch“.
Deutsche Gebrauchsnamen: Megalops atlanticus: Atlantische Tarpun, M. cyprinoides: Pazifischer Tarpun
unten rechts: Auchenoglanis wittei
Bis vor wenigen Jahren waren nur zwei Arten Auchenoglanis akzeptiert, nämlich A. biscutatus und A. occidentalis. Das änderte sich mit der Revision von Retzer (2010), der acht Arten als valide ansieht. Im Kongo ist die Gattung durch A. wittei repräsentiert, die sich leicht von allen anderen Arten durch das typische „Netzgiraffenmuster“ des Körpers unterscheiden lässt. Just diese Form ist allerdings in nahezu sämtlicher aquaristischen Literatur als A. occidentalis abgebildet (eine Art, die in Wirklichkeit gar kein nennenswertes Muster hat, sondern im Alter einfarbig braun ist nur Jungtiere haben Punkte. Die Art stammt aus dem Senegal-, Casamange- und Gambia-River und wird nicht importiert). Es wird also eine ganze Weile dauern, bis sich die richtige Namensgebung durchgesetzt haben wird.
Auchenoglanis wittei ist ein sehr friedlicher und schöner Wels, wird allerdings mindestens 30 cm lang und eignet sich darum langfristig nur für große Aquarien. Die gezeigten Tiere sind derzeit 5-7 cm lang, also noch Kinder.
Quelle: http://www.aquariumglaser.de/