Raritäten & Neuimporte im Fokus 324

Raritäten & Neuimporte im Fokus 324

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Trichopsis vittata

oben links: Boraras maculatus

Der Zwergbärbling (Boraras maculatus, früher: Rasbora maculata) ist die am längsten bekannte Art der heute 5 Arten umfassenden Gattung Boraras. Boraras-Arten werden durchwegs nicht größer als 2-3 cm und eignen sich hervorragend für sogenannte Nano-Aquarien. Alle mögen ein saures, weiches Wasser, gedämpftes Licht, feines Lebendfutter (obwohl auch Trockenfutter problemlos angenommen wird), dichte Bepflanzung (am besten Schwimmpflanzen) und die Gesellschaft ihresgleichen.
Der Zwergbärbling, der auf der malayischen Halbinsel, Süd-Thailand und Sumatra vorkommt, wurde eine zeitlang für die Jugendform der viel größer werdenden Art Rasbora kalochroma gehalten, bis die Aquarienhaltung und –zucht zweifelsfrei bewiesen, dass das nicht richtig ist.
Es gibt zahlreiche Fundortvarianten dieser Art, die sich noch als eigenständige Arten herausstellen könnten. Typisch für alle ist der Schulterfleck, der deutlich größer ist als das Auge. Die Körpergrundfarbe kann- je nach Fundort – ein zartes Orange oder auch ein kräftiges Dunkelrot sein. Manche Populationen besitzen zusätzlich zu den drei immer vorhandenen Flecken (Schulterfleck, Schwanzwurzelfleck und ein Fleck an der Basis der Afterflosse) einen Fleck oberhalb der Afterflosse am Beginn des Schwanzstiels.
Die Tiere, von denen auch die Photos für diesen Post gemacht wurden, stammen aus Indonesien.

oben rechts: Yasuhikotakia (früher: Botia) eos
Diese schöne und interessante Prachtschmerle, die etwa 12 cm lang werden kann, stammt aus Thailand. Den Prachtschmerlen eilt der Ruf voraus, zumindest manchmal aggressiv zu sein. Yasuhikotakia eos gilt dabei als besonders zänkisch. In den meisten Fällen beruht diese Einschätzung aber auf einer falschen Haltung. Y. eos ist äußerst sozial und ficht innerhalb der Gruppe sofort eine Rangordnung aus. Dabei wird heftig mit dem Körper geschlagen und laute, knackende Geräusche produziert. Das dominante Alpha-Tier erkennt man an der intensiv roten Färbung der Flossen. Innerhalb der Prachtschmerlen-Gruppe kommt es kaum zu ernsthaften Verletzungen, nur die Flossen sind gelegentlich etwas zerfleddert, doch das heilt von alleine wieder.
Werden Prachtschmerlen in zu kleinen Gruppen gepflegt oder gar als Einzeltiere, so stillen sie ihr soziales Kontaktbedürfnis an anderen Fischen. Da alle Prachtschmerlen-Arten (Gattungen Botia, Chromobotia, Sinibotia, Yasuhikotakia) einen rasiermesserschafen, ausklappbaren, sichelförmigen Dorn unter dem Auge haben, kann das bei anderen Fischen zu üblen Verletzungen führen. Man sollte Prachtschmerlen darum immer in größeren Gruppen von 8-12 Exemplaren pflegen.
Lexikon: Yasuhikotakia: Widmungsname für den japanischen Wissenschafter Yasuhiko Taki. eos: nach der Göttin der Abenddämmerung, wegen der hübschen Färbung der Flossen und des Körpers.

unten links: Panaqolus sp. L2
Der Tigerharnischwels wurde bereits 1988 importiert und vorgestellt; seither hat sich leider noch kein Wissenschaftler der hübschen Tiere angenommen, die aus dem Rio Tocantins (Brasilien) für die Aquaristik importiert werden; darum hat dieser relativ kleinbleibende, maximal 12 cm lange, friedlich Harnischwels immer noch keinen „richtigen“ Namen, sondern muss sich mit „L2“ begnügen; die gelegentlich verwendeten Namen „Panaqolus vermiculata“ oder Peckoltia vermiculata sind falsch und bezeichnen eine andere Art.
Die Pflege von L2 ist einfach, die Tiere sind gut für Gesellschaftsbecken geeignet, wobei man beachten muss, dass Holz einen wichtigen Nahrungsbestandteil für die Tiere darstellt. Dabei fallen große Kotmengen an, weshalb eine relativ starke Filterung des Aquarium nötig ist. Das müssen eventuelle Mitbewohner mögen.
Außer Holz fressen diese Fische aber auch Futtertabletten und Gemüse, fleischliche Kost sollte vermieden werden, da sie zu lebensgefährlichen Verfettungen führen kann. Algen werden nicht gefressen, Pflanzen nur beschädigt, wenn nicht ausreichend Grünfutter (Zucchini etc.) gereicht wird.
L2 ist ein typischer Höhlenbrüter mit Vaterfamilie, wird aber nicht sehr häufig gezüchtet, da gewöhnlich genug Wildfänge zur Verfügung stehen und die Züchter ihren stets zu knappen Platz darum eher mit seltenen, weil nicht aus Importen verfügbaren Arten belegen.


unten rechts: Trichopsis vittata

Der Knurrende Gurami (Trichopsis vittata) ist der vielleicht häufigste Kleinfisch Südostasiens. Er wird 4 – 6,5 cm lang. Man findet ihn nahezu überall, außer in stark strömenden Gewässern und im Gebirge. Frisch gefangen ist der Knurrende Gurami meist sehr attraktiv gefärbt und schillert in verschiedenen Blau-Grün, Rot- und Violett-Tönen, allerdings lässt das im Aquarium rasch nach. Höchstwahrscheinlich hängt das damit zusammen, dass die Fische in der Natur gewöhnlich in sehr trübem Wasser leben, in dem die Unterwasser-Sicht nur wenige Zentimeter beträgt. In dieser „Dreckbrühe“ (die Trübung stammt gewöhnlich von Lehm und ist hygienisch unbedenklich) brauchen die Fische kräftige Farben, um mit Artgenossen kommunizieren zu können. Im glasklaren Aquarienwasser fühlen sich die Fische hingegen nackt und schutzlos und stellen die Färbung darum auf Tarnmodus um. Nur während der Fortpflanzung kommen die prächtigen Farben wieder zum Vorschein.
Knurrende Gurami heißen so, weil sie gut hörbare Knarr-Laute produzieren können. Diese Laute entstehen, indem der Fisch mit einem Knochen über Sehnen streicht, die über die luftgefüllte Schwimmblase laufen. Knurrende Guramis spielen also sozusagen Gitarre. Das Knurren selbst ist Kraftmeierei. Die Fische knurren und wer am lautesten knurrt, gewinnt. Bei der Paarung zeigen die Männchen durch knurren auch an, dass sie ganz toll und stark sind. Aber auch die Weibchen knurren bei dieser Art und sind sehr emanzipiert.
Überall sehen die Knurrenden Guramis etwas anders aus. Wahrscheinlich handelt es sich auch nicht nur um eine Art, sondern eine ganze Menge Arten, die einander nur sehr ähnlich sehen. Aber weil es so viele davon gibt, hat sich noch nie jemand so recht daran gewagt.
Diese Knurrenden Gurami stammen aus Thailand und dort aus der Gegend von Ratchaburi. Man sollte sie nicht mit Knurrenden Guramis anderer Fundorte verpaaren, sondern stets rein züchten, sonst besteht die Gefahr, dass man unabsichtlich Bastarde züchtet, die nach einigen Generationen die Fortpflanzungsfähigkeit verlieren.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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