Raritäten & Neuimporte im Fokus 340

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Raritäten & Neuimporte im Fokus 340

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

oben links: Heros sp. Manacapuru
Manacapuru ist die drittgrößte Stadt im Bundesstaat Amazonas in Brasilien. Sie liegt rund 80 km westlich von Manaus an der Einmündung des Rio Manacapuru in den Amazonas. Eine große, see-artige Erweiterung des Rio Manacapuru nahe der Stadt heißt Lago Cabaliana.
Aus der Umgebung von Manacapuru sind vor allem die rotrückigen Skalare berühmt geworden. Aber auch von anderen Buntbarschen gibt es hier wundervolle Lokalformen. Eine davon ist der Heros sp. Manacapuru. „Technisch“ gehört die Art am ehesten zu H. efasciatus, aber da die Feinsystematik dieser Buntbarschart nicht wirklich verstanden ist, erscheint es derzeit sinnvoller, den Fundortnamen statt einer unsicheren Artbezeichnung zu verwenden.

oben rechts: Girardinus metallicus „Schwarzbauch“
Der Metall-Kärpfling, Girardinus metallicus, stammt, wie alle Girardinus-Arten (derzeit sind 7 Arten anerkannt), von Kuba. Er ist die einzige Art, die sich aquaristisch etablieren konnte. In der Natur kommen schwarzbäuchige Männchen nicht vor, jedenfalls hat dort nie jemand welche nachgewiesen; im Hobby findet man hingegen fast nur diese hübschen Tiere.
Während man allgemein davon ausgeht, dass die schwarzbäuchigen (dieses Merkmal haben nur die Männchen) Girardinus metallicus eine Zuchtform darstellen, gibt es auch anderslautende Stimmen, die darauf hinweisen, dass sich das Balzverhalten der Schwarzbäuche deutlich von dem Balzverhalten der normal gefärbten Tiere unterscheidet und dass es sich daher vielleicht doch um eine unbeschriebene Art handelt.
Wie dem auch sei: der im männlichen Geschlecht gewöhnlich 3-4 cm (max. 5 cm), im weiblichen 5 cm (max. 9 cm) lange Metallkärpfling ist ein sehr lebhafter und hübscher Lebendgebärer, dessen Pflege man uneingeschränkt empfehlen kann.

unten links: Corydoras semiaquilus
Aus Peru, genauer gesagt aus dem Einzug des Rio Ucayali, werden besonders spitzköpfige Panzerwels-Arten exportiert, die eine verwirrende Färbungsvielfalt aufweisen. Wissenschaftlich wurden bisher drei Arten geschrieben, die in diese Gruppe gehören, nämlich Corydoras fowleri, C. coriatae und C. semiaquilus. Zwei davon, nämlich Corydoras fowleri und C. coriatae haben zwischen Augenbinde und Ansatz der Rückenflosse kein durchgehendes schwarzes Band, während C. semiaquilus ein solches Band besitzt. Bei C. coriatae sind die Dinge insofern besonders, als dass diese Art erst in jüngster Zeit beschrieben wurde und man den zugrunde liegenden mit Lebendfotos dokumentierten Phänotyp darum besser beurteilen kann, als die beiden anderen lediglich nach wenigen konservierten Exemplaren beschriebenen Spezies. Es ist vorstellbar, ja sogar wahrscheinlich, dass etliche Formen, die gegenwärtig C. fowleri und C. semiaquilus zugeordnet werden, in Zukunft als eigenständige Arten oder Unterarten beschrieben werden. Bis dahin muss man sich damit behelfen, sie als Corydoras fowleri, C. coriatae und C. semiaquilus zu bezeichnen, je nachdem, wem sie ähnlicher sehen.


unten rechts: Baryancistrus xanthellus L18, L81, L81n, L177

Etwa von Ende Mai bis Ende September dauert die Fangsaison der schönen Goldsaum-Harnischwelse der Gattung Baryancistrus. Obwohl die Fische in der Natur als ausgesprochen häufig gelten, zudem im Flachwasser angetroffen werden und als Speisefische seit jeher genutzt werden, wurden sie erst 2011 wissenschaftlich als Baryancistrus xanthellus beschrieben.
Obwohl L18, L81, L81n und L177 aus wissenschaftlicher Sicht allesamt als zur gleichen Art gehörig gelten, werden sie im Zierfischhandel wurden sie mit unterschiedlichen L-Nummern belegt, da sie unterschiedlich gefärbt sind. Alle Baryancistrus xanthellus kommen aus dem Rio Xingu und dessen Nebenflüssen. Man kann vier Farbformen unterscheiden: L18, der „Golden Nugget“, hat relativ große Punkte, er kommt aus dem Hauptfluss. Wesentlich kleinere Punkte hat hingegen L81, der offenbar gemeinsam mit L18 im Hauptfluss vorkommt. Die größten Punkte von allen hat L177, der aus einem Nebenfluss des Xingu stammt, dem Rio Iriri. Seit kurzer Zeit ist zudem eine Form auf dem Markt, die bezüglich des Punktmusters L81 gleicht, jedoch wesentlich breitere Flossensäume hat und zudem kräftigere Gelbfärbung. Da für diese Form noch keine L-Nummer verfügbar ist, bezeichnet man sie im Handel als L81n „New Stardust“ (das „n“ steht für „neu/new“). Über die exakte Herkunft dieser Tiere ist nichts bekannt, lediglich, dass auch sie aus dem Xingu stammen sollen.
Bei allen vieren variieren die Punktgrößen, die Breite der Flossensäume und der Gelbanteil in der Färbung erheblich, so dass es manchmal bei Einzeltieren nur schwer möglich ist, sie einer L-Nummer zuzuordnen. Im Alter – alle vier können 25-30 cm lang werden – sehen alle relativ gleich aus und die Punkte sind viel kleiner als bei den Jungtieren.
Die Zucht der Tiere kann auch im Aquarium gelingen. Es sind typische Höhlenbrüter. Allerdings führen die besonderen Ansprüche dieser Tiere dazu, dass es nur sehr selten zu Zuchterfolgen kommt.
Zunächst muss man wissen, dass der Xingu ganzjährig relativ warmes Wasser führt. Die Welse sind empfindlich gegen Temperaturen unter 28°C. Dann sind es ausgesprochen futterbedürftige Tiere, die in der Natur daran angepasst sind, ständig ein relativ nährstoffarmes Futter aufzunehmen. Mit einer oder zwei Fütterungen am Tag kommen diese Welse nicht aus. Schließlich sind es territoriale und zänkische Tiere, die entsprechend Platz brauchen, wenn sie einmal die 20-cm Marke überschritten haben.
Zusammenfassend kann man daher sagen, dass die Baryancistrus L18, L81, L81n und L177 zwar sehr schöne und begehrenswerte Fische sind, die Pflege und Zucht im Aquarium aber nur gelingen kann, wenn man auf ihre sehr speziellen Ansprüche intensiv eingeht.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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