Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Apistogramma sp. Oregon
Der attraktive Apistogramma sp. Oregon kommt aus der weiteren Umgebung von Iquitos in Peru. Fragen Sie uns nicht, warum der „Oregon“ heißt – das wissen wir auch nicht. Er gehört in die engere Verwandtschaft von A. nijsseni, unterscheidet sich von dieser Art aber deutlich durch den bulligen Körperbau, den großen Schwanzwurzelfleck und eine Gruppe schwarzer Flecken auf der unteren Hälfte des Schwanzstiels.
Der schöne Fisch ist durchaus robust und anpassungsfähig, jedoch hat sich gezeigt, dass zur langfristigen Pflege und Zucht sehr weiches Wasser mit einem pH-Wert von 5-6 am günstigsten ist. In härterem Wasser mit höherem pH-Wert werden die Fische zunächst blasser und fangen dann an zu kümmern. Es ist dabei noch ungeklärt, ob das weiche saure Wasser tatsächlich eine physiologische Notwendigkeit ist oder ob die Tiere – wie so viele Fische aus vergleichbaren Lebensräumen – nur die in härterem und alkalischerem Wasser höhere Bakterienfracht nicht vertragen.
Nach den bislang vorliegenden Informationen ist A. sp. Oregon nur aus einem einzigen Waldtümpel bekannt. Das heißt nun nicht zwingend, dass es ihn nicht auch woanders gibt, aber gefunden hat man ihn jedenfalls bislang nicht. Daher kommt es nur in großen zeitlichen Abständen zu Importen der Tiere, Züchter sollten sich also um sie bemühen.
Literatur
Römer, U. & D. P. Soares (2019): Beiträge zur Biologie von Apistogramma-Arten: Apistogramma sp. „Oregon“, ein selten gepflegter Zwergbuntbarsch aus dem peruanischen Amazonas-Tiefland in Loreto. DCG-Informationen 50 (8): 174-183
oben rechts: Atyopsis moluccensis
Unter den zahlreichen Garnelenarten, die sich im Hobby einen festen Platz erobert haben, befinden sich zwei größere Arten von Fächergarnelen, nämlich Atyopsis moluccensis, die Molukken-Bergbachgarnele aus Südostasien, und Atya gabonenis, die Gabun-Riesenfächergarnele aus Westafrika. Sie werden relativ groß (A. moluccensis ca. 9 cm, A. gabonensis ca. 14 cm), sind dabei aber gegenüber selbst kleinen Fischen vollständig harmlos, da sie mit ihren zu Fächern umgebildeten Scheren nur kleine Futterpartikel aus dem Wasser fischen.
Zum Nahrungserwerb setzen sich die Garnelen in die Strömung und öffnen die Handfächer. Dies sieht ein wenig so aus, als würden sie Radarantennen positionieren. Als Anpassung an die starke Strömung in dem natürlichen Lebensraum sind die Endglieder der hinteren drei Schreitbeinpaare zu spitzen Dornen umgebildet, mit denen die Garnelen auch in winzigen Rissen im Gestein noch festen Halt finden. Glücklicherweise fressen die Tiere aber nicht nur das Geschwebsel, das sie aus dem Wasser fischen, sondern auch fein geriebenes Trockenfutter, Futtertabletten und tiefgefrorene Cyclops.
Atyopsis moluccensis ist ungeheuer farbvariabel, es gibt innerhalb eines Importes beige, grüne und braune Tiere, sie können einen Rückenstreifen oder auch ein Rautenmuster oder weiße Flecken haben. Allen Farbvarianten haben aber die artcharakteristische Streifung seitlich am Panzer. Die Männchen erkennt man am verdickten ersten Schreitbeinpaar.
Gezüchtet werden diese Fächergarnelen gewöhnlich nicht, denn die Larven entwickeln sich nur in Meerwasser und ihre Aufzucht ist mit einigem Aufwand verbunden; da die erwachsenen Garnelen beliebte Nahrungsmittel in ihren Ursprungsländern sind, stehen die vergleichsweise wenigen Tiere, die für aquaristische Zwecke gebraucht werden, preiswert als Naturentnahmen zur Verfügung.
unten links: Corydoras sp. aff. parallelus CW127
Genau wie bei unbestimmten Saugwelsen L-Nummern vergeben werden, vergibt man bei unbestimmten Panzerwelsen C- und CW-Nummern. Einer der ersten Arten, die eine solche Nummer erhielt, war Corydoras parallelus, der 1993 mit der Nummer C2 belegt wurde. Noch im gleichen Jahr beschrieb ihn Burgess als C. parallelus.
Die Art stammt aus dem oberen Rio Negro und kam nie häufig nach Europa, meist als Beifang zu Corydoras schwartzi und C. incolicana. Die Exporteure nannten ihn C. „Perreira II“. Warum die Art so selten gefangen wird, ist unbekannt. Sie lässt sich ganz gut züchten, doch nie in großen Stückzahlen, so dass gewöhnlich die Nachzuchten direkt von Aquarianer zu Aquarianer gehen und nie im allgemeinen Handel auftauchen.
Die gezeigten Tiere sind herrliche XXL-Corydoras aus Brasilien, die farblich fast exakt auf Corydoras parallelus passen; sie stammen jedoch tatsächlich aus dem Rio Jamanxim, einem Zufluss des Tapajós. Diese Tiere sind wissenschaftlich noch unbeschrieben und erhielten von Ian Fuller die Codenummer CW127. Es handelt sich um den Rundschnäuzer zu dem aus gleichen Gebiet stammenden Corydoras bifasciatus, einem Langschnäuzer, der im Hobby derzeit nicht in nennenswerter Stückzahl zur Verfügung steht.
Fest steht: CW127 sind wirklich prächtige Fische!
unten rechts: Parosphromenus gunawani
Die niedlichen Prachtzwergguramis sind ideale Bewohner für Nano-Aquarien. Als konkurrenzschwache Fische haben sie sich in der Natur in Gebieten eingenischt, in denen größere Fische kaum leben können, nämlich sehr nährstoffarmen, weichen Gewässern mit stark saurem pH-Wert. Diese Zwerg-Labyrinther erreichen ein erstaunlich hohes Lebensalter (leicht über 5 Jahre) und gleichen dadurch die sehr niedrige Fortpflanzungsrate – meist weniger als 20 Eier pro Gelege – wieder aus. Im Aquarium hält man solche Tierchen im Art-Aquarium und füttert sie mit lebenden Artemia-Nauplien.
Parosphromenus gunawani stammt von der Insel Sumatra aus der Provinz Jambi. Es handelt sich um eine Parosphromenus-Art des bintan-Typs und wurde erst 2012 wissenschaftlich beschrieben; zuvor war sie bei spezialisierten Labyrithfsch-Liebhabern als Parosphromenus sp. Danau Rasau bekannt. Sie wird etwa 3 cm lang. Wie bei allen Prachtzwergguramis kann man die Geschlechter auch in Schreckfärbung – sie sehen dann wie Betta-Weibchen aus – gut unterscheiden, denn sie Schwanzflosse des Weibchens ist stets vollkommen durchsichtig und zeichnungslos, die des Männchens zeigt hingegen immer den Irisierenden Glanz der Prachtfärbung, wenn auch stark verblasst.
Lexikon: Parosphromenus: bedeutet „neben Osphromenus stehend“; Osphromenus ist eine andere Gattung Labyrinthfische. bintan: nach der Insel Bintan in Indonesien, der Typuslokalität. gunawani: Die Art ist zu Ehren von Gunawan ‘Thomas’ Kasim benannt, der zusammen mit Horst Linke und anderen die Typusexemplare dieses Taxons gesammelt hat.
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH