Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Rhinogobius sp. „Davidi“
Aquarium Glaser hat den großen Ehrgeiz, immer wieder neue Arten für die Aquaristik zu erschließen. Da bleibt es nicht aus, dass sie auch Arten importieren, deren wissenschaftlich exakte Bestimmung nicht gelingt, weil schlicht und ergreifend bisher nicht genug über die Tiere geforscht wurde und somit bekannt ist. Die äußerst artenreiche Gattung Rhinogobius ist ein gutes Beispiel dafür. Unter der Bezeichnung „Rhinogobius davidi“ importierten sie von einem für sie neuen Exporteur in China Süßwassergrundeln. Grundsätzlich kann man dabei nichts wirklich falsch machen, da alle Rhinogobius-Arten gut für die Aquaristik geeignet sind: klein, bunt, vergleichsweise pflegeleicht und von interessantem Verhalten. Die „Rhinogobius davidi“ erwiesen sich nach der Eingewöhnung als ein Mix von drei Arten, keine davon passte zu der wissenschaftlichen Beschreibung von Rhinogobius davidi. Sie schickten Bilder der Tiere zu dem weltweit führenden Experten für Rhinogobius, I-Shiung Chen, mit der Bitte um Bestimmung. Seine Antwort lautet: leider ist eine Bestimmung ohne exakte Kenntnis des Fundortes und ohne konserviertes Material nicht möglich. Glücklicherweise gab es keine Verluste unter den Importen, also auch keine Möglichkeit, Tiere zu konservieren und Fundorte sind bei Zierfischimporten grundsätzlich mit Vorsicht zu genießen. Wir müssen also damit leben, diese Rhinogobius nicht genauer benennen zu können. Um für künftige Importe kein Namenschaos zu verursachen, lassen sie darum den Namen „Rhinogobius davidi“ für die Tiere stehen und modifizieren ihn lediglich zu Rhinogobius sp. „Davidi“, um klar zu machen, dass es sich nur um eine provisorische Bezeichnung handelt. Die drei Arten des Importes lassen sich bei genauerem Hinsehen ganz gut unterscheiden, zwei davon haben eine ähnlicher Grundfärbung. Diese beiden unterscheiden sich jedoch deutlich in der Kopfzeichnung. Die eine Art hat einen senkrechten roten Strich unter dem Auge, der sicher artspezifisch ist, denn beide Geschlechter zeigen ihn. Die zweite, ähnliche Art hat ausschließlich waagerechte Streifung und Punkte unterhalb des Auges und im übrigen Kopfbereich. Die Männchen diese etwas kleineren und zierlicheren Form (ca. 3,5-4 cm) entwickeln bei Erregung zudem eine auffällig helle Unterlippe. Die dritte Art hat eine völlig anders geformte erste Rückenflosse, die zudem ein auffälliger schwarzer Fleck ziert. Alle drei Rhinogobius sp. „Davidi“ haben sich als robuste, pflegeleichte Fische entpuppt, die zu Beobachten viel Freude macht.
oben rechts: Nothobranchius eggersi Kubiti-Utete
Zu den variabelsten Killifischen gehört der Orchideen-Prachtgrundkärpfling, Nothobranchius eggersi, der zum Jahreswechsel 1980/81 von Lothar Seegers, Gerd Eggers und Christel Kasselmann in Ost-Tansania entdeckt und ein Jahr später von Lothar Seegers wissenschaftlich beschrieben wurde. Die Art kommt endemisch im Becken des Rufiji-Flusses vor. Die Typuslokalität liegt südlich der Ortschaft Kibiti am Ufer des Ruhoi Flusses, wo die ersten vier Exemplare in einem Resttümpel aufgesammelt werden konnten. Da die Art so variabel ist, ist es sehr sinnvoll, die Tiere mit der jeweligen Fundortbezeichnung weiterzugeben, wie es unter Killianern schon lange üblich ist. Auch im Großhandel wird versucht, diese gute Tradition beizubehalten, wo immer das möglich ist. Die Pflege von N. eggersi entspricht der anderer Prachtgrundkärpflinge; die Art gilt als vergleichsweise leicht haltbar. Obwohl die natürliche Lebenserwartung nur wenige Wochen beträgt, werden sie im Aquarium sehr viel älter, etwa 16 Monate. Gut gefütterte Exemplare erreichen die Geschlechtsreife im Alter von etwa 20 Tagen bei einer Länge von ca. 22 mm. Die Maximalgröße liegt bei 4-5 cm (Männchen), Weibchen bleiben immer deutlich kleiner.
unten links: Crenicichla jegui
Die Hechtcichliden (Crenicichla) sind mit 94 akzeptierten Arten (und es gibt noch eine große Anzahl unbeschriebener) die artenreichste Gattung der Buntbarsche überhaupt. Eine der am deutlichsten von den anderen Arten abweichende Spezies ist Crenicichla jegui aus dem Einzug der Rio Tocantins. Dort leben die Fische sehr versteckt und wurde darum erst entdeckt, als der Tucuri-Staudamm gebaut wurde. Dabei entstanden im Bereich der ehemaligen Stromschnellen flache Restwassertümpel, in denen man einige wenige Exemplare fand. Die wissenschaftliche Beschreibung erfolgte 1986. Die bis zu 30 cm lange Art ist eine ausgesprochene Rarität im Hobby. Es handelt sich um Tiere mit stark reduzierter Schwimmblase, die darum ein bodengebundenes Leben führen. Die Zähne zeigen deutlich: C. jegui ist ein Raubfisch. Fische, Fischstücke, Garnelen etc. bilden seine Nahrung im Aquarium. Der Standort/Unterschlupf wird energisch gegen Artgenossen verteidigt. Das sieht brutal aus, führt aber kaum zu Verletzungen. Voraussetzung für eine Haltung mehrerer Exemplare ist jedoch ein sehr großes Aquarium, reichlich Versteckmöglichkeiten und starke Strömung. Geschlechtsunterschiede sind in der Größe von 10-12 cm noch nicht erkennbar, geschlechtsreife Weibchen bekommen einen leuchten roten Streifen im hinteren Teil der Rückenflosse.
unten rechts: Cryptoheros myrnae „Rio Sarapiqui“
Mittelamerikanische Buntbarsche benötigen oft große Aquarien. Nicht so sehr wegen ihres Schwimmbedarfs, sondern weil sie Territorien ausbilden und in zu kleinen Aquarien oft unerträglich aggressiv sind. In großen Aquarien ist das hingegen kaum ein Problem. Aber es gibt auch Zwergbuntbarsche unter den Mittelamerikanern, die – so die Definition des Wortes Zwergbuntbarsch – nicht größer als 10 cm werden. Die schönen Cryptoheros-Arten gehören dazu, auch C. myrnae. So können auch Besitzer mittlerer (Standard-)Aquarien sich an mittelamerikanischen Buntbarschen und ihrem vielfältigen, interessanten Verhalten und der feurigen Farbenpracht erfreuen. Leider kann man heutzutage nicht mehr davon ausgehen, dass regelmäßige Fangreisen in die Ursprungsländer – in diesem Fall Costa Rica, wo C. myrnae in Flüssen auf der atlantischen Seite vorkommt – möglich sind. Kommerzielle Importe von dort gab es ohnehin nie. Darum kommt der Arterhaltung im Aquarium eine besondere Bedeutung zu und dazu ist es wichtig, „sortenrein“, d.h. auf Populationsbasis zu züchten, wo immer das möglich ist. Darum freut sich Aquarium Glaser um so mehr, C. myrnae-Nachzuchten gerade sogar mit Fundortbezeichnung abgeben zu können. Es handelt sich bei den Tieren aber um deutsche Nachzuchten. Die Geschlechter dieses friedlichen, kaum wühlenden und auch für passend eingerichtete und besetze Gesellschaftsaquarien geeignete Art, sind ab eine Größe von etwa 3 cm gut zu unterscheiden. Dann entwickeln die Weibchen einen schwarz-weißen Fleck in der Rückenflosse. Die Wasserwerte sind für Pflege und Zucht unwichtig, jedes Trinkwasser eignet sich. Die Temperatur kann zwischen 22 und 28°C liegen, mittlere Werte haben sich bewährt. Gefressen wird jedes übliche Zierfischfutter. Sehr interessant ist es, wenn die Tiere territoriale Differenzen haben. Dann färben sie sich binnen Sekunden im Gesicht und auf der Brust tiefschwarz ein!
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH