Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
Hypselecara coryphaenoides
Zu den Buntbarschen der Bullenklasse gehören die beiden Vertreter der Gattung Hypselecara, nämlich H. coryphaenoides und H. temporalis. Beide Arten können leicht über 20-25 cm lang werden und entwickeln im Alter eine geradezu groteske Kopfform mit steiler Stirn, die ein wenig an die marinen Goldmakrelen (Coryphaena) erinnert, Daher auch der Artname der einen Spezies. Die beiden Arten lassen sich kaum mit Sicherheit unterscheiden; die gezeigten Tiere stammen aus dem Rio Negro in Brasilien, dort sollte H. coryphaenoides leben. Es sind wunderschöne, ruhige und (für Großcichlidenverhältnisse) sehr friedliche Buntbarsche. Die Geschlechter sind nach äußerlichen Merkmalen kaum zu unterscheiden. Harmonisiert ein Pärchen, so gelingt die Zucht relativ leicht. Obwohl diese Fische in der Natur in extrem weichem und sauren Schwarzwasser leben., ist ihre Anpassungsfähigkeit an andere Wasserwerte sehr gut. H. coryphaenoides sind Offenbrüter mit Elternfamilie, die Brutpflege erfolgt in der Art und Weise, die man von Buntbarschen der Cichlasoma-Verwandtschaft kennt.
Maylandia lombardoi
Wer erinnert sich noch an den Kunstunterricht in der Schule? Zu den ersten Dingen, die man lernt, gehören die Farbtemperaturen, richtig? Demnach sind Rot, Gelb und Orange warme Farben, Blau, Grün und Violett hingegen kalte Farben. Bei den Felsenbuntbarschen des Malawisees, den Mbuna, erstrahlen die revierbesitzenden Männchen gewöhnlich in kalten Farben (meist Blau), die Weibchen weisen warme Farben auf. Doch es gibt eine bekannte Ausnahme: Maylandia lombardoi. Hier ist es genau umgekehrt: Männchen in strahlendem Gelb (warm), Weibchen blau (kalt). Maylandia lombardoi kommt nur an wenigen Stellen des Malawisees, der ja riesig ist, vor. Ursprünglich stammt er von der Küste der Mbenji-Inselgruppe und vom Nkhomo-Riff, bei der Insel Namalenje gibt es eine wahrscheinlich allochthone 😊 dort ursprünglich nicht heimische, verschleppte) Population. Das macht die Art theoretisch anfällig für Überfischung und Umweltkatastrophen. Ersteres ist jedoch nicht zu befürchten, da der aquaristische Bedarf leicht und wesentlich kostengünstger durch Nachzucht als durch Wildfang zu decken ist. Auf letzteres haben wir hier keinen Einfluss. Maylandia lombardoi war einer der ersten Malawi-Buntbarsche und damals (in den 1970ern) richtig teuer. Viele Aquarianer mussten bitteres Lehrgeld zahlen, wenn sie sich darum nur ein Pärchen kaufen konnten. Denn revierbesitzende Männchen von M. lombardoi gehören zu den aggressivsten Mbuna überhaupt. Heutzutage ist das alles nicht mehr so tragisch. Große Aquarien (ab 150 cm Kantenlänge) und große Gruppen (nicht unter 10 Exemplaren, besser 20) sorgen für eine gerechte Verteilung der Prügel. Die Geschlechterzusammensetzung ist dabei eigentlich egal. Unterdrückte Männchen nehmen Weibchenfärbung an. Erkennbar bleiben sie aber immer an dem großen gelben Eifleck in der Afterflosse, der den Weibchen immer fehlt. Dominante Weibchen können übrigens auch gelbe Farbtöne entwickeln. So eine Truppe bunter Mbuna bietet ein sehr abwechslungsreiches Bild und unzählige Beobachtungsmöglichkeiten zum innerartlichen Verhalten diesen herrlichen Tiere, die übrigen 10-12 cm Länge erreichen. Die photographierten Tiere sind 4-6 cm lang.
Synodontis schoutedeni
Zierfischsendungen aus dem Kongo sind sehr, sehr selten geworden; im März 2023 konnte Aquarium Glaser jedoch wieder einmal einen Import organisieren. Ein Bestandteil ist der schöne, relativ kleinbleibende Synodontis schoutedeni. Dieser Fiederbartwels wird – inklusive Schwanzflosse – etwa 12-15 cm lang (sehr alte Aquarienexemplare vielleicht auch noch 2-3 cm länger) und ist ein friedlicher Vertreter seiner Gattung. Man pflegt die Art am besten in Kleingruppen von 5-10 Exemplaren. Es sind wunderbare Bodenfische für Westafrika-Aquarien, z.B. mit Kongosalmlern, Buntbarschen und Messerfischen. Die Jugendzeichnung ist bei vielen Synodontis-Arten komplett anders als die Erwachsenenfärbung, was die Bestimmung sehr erschweren kann. Diesbezüglich ist S. schoutedeni aber eine Ausnahme. Er sieht als Jungtier von 3-5 cm Länge im Prinzip schon genau so aus wie später. Da S. schoutedeni gelegentlich auch als Nachzucht verfügbar ist, weiß man das ganz genau.
Xiphophorus variatus Highfin Orange
Im Vergleich zu den Zuchtvarianten von Xiphophorus maculatus, dem „gewöhnlichen“ Platy, gibt es nur vergleichsweise wenige Zuchtformen vom Papageienplaty. Das erstaunt insofern, als dass diese Art von Natur aus sehr variabel ist, daher ja der Artname „variatus = der Veränderliche“. Aber das macht es vielleicht auch komplizierter, farbliche Eigenschaften so zu fixieren, dass sich ein einheitliches Bild ergibt. Der Xiphophorus variatus Highfin Orange ist eine der wenigen Farbvarianten, die schon lange existieren. Alpha-Männchen, also die Chefs im Ring, färben sich besonders attraktiv ein. Bei ihnen ist die orange Grundfarbe noch von Rot überzogen, so dass „Sunrise“ oder „Sunset“ (also Sonnenauf- oder Sonnenuntergangsfärbung) entsteht. Die hohe Rückenflosse (englisch: Highfin) trat als Mutation erstmals bei Schwertträgern (Xiphophorus hellerii) auf und wurde über Kreuzung auf die beiden Platyarten übertragen. Interessanterweise scheinen weibliche Highfin-Platys von besonders hochflossigen Männchen sehr angetan zu sein, obwohl doch für dieses Merkmal in ihrem natürlichen Instinktrepertoire gar keine Verwendung besteht.
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH