Raritäten & Neuimporte im Fokus 424

Raritäten & Neuimporte im Fokus 424

Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierrarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.

Glossolepis incisus
Zu den prachtvollen Klassikern unter den Regenbogenfischen zählt der Lachsrote Regenbogenfisch, Glossolepis incisus. Man kann gut verstehen, dass dieser Fisch in den 1970er Jahren, als nur zwei, relativ unscheinbare Arten dieser Fischgruppe im Hobby bekannt waren, wahre Begeisterungsstürme auslöste. Die Heimat von Glossolepis incisus liegt im westlichen Papua-Neuguinea, wo er den Sentani-See und seine Umgebung bewohnt. Wegen der zunehmenden Verschmutzung des Sees gilt die Art als gefährdet. Im Hobby sind ausschließlich Nachzuchttiere vertreten. Der Lachsrote Regenbogenfisch wird im männlichen Geschlecht 15 cm groß, Weibchen bleiben kleiner. Bezüglich der Färbung steigert sich die rotfunkelnde Pracht mit jedem Zentimeter, den der Fisch wächst. Aber auch die im Bild gezeigten, handelsüblichen, 6-7 cm langen Tiere sind bereits sehr hübsch gefärbt.

Stiphodon atropurpureus

Die Neongrundeln der Gattung Stiphodon sind allesamt wunderschöne Fische. Keine der 37 aktuell bekannten Arten wird länger als 5-7 cm, meist bleiben sie deutlich kleiner. Obwohl erwachsene Stiphodon ausschließlich in reinem Süßwasser leben, können sich die Larven nur im Meer entwickeln. Die Neongrundeln leben darum in Bächen nahe der Küste. Sie laichen unter Steinen, das Männchen bewacht die Eier. Die ausschlüpfenden, winzigen Larven werden mit der Strömung ins Meer gespült, wo sie sich entwickeln. Stiphodon atropurpureus ist – folgt man den Literaturangaben – weit verbreitet, denn die Larven werden mit Meeresströmungen verdriftet. Die Art ist aus Japan, Taiwan, Malaysia, den Philippinen und Südchina bekannt. Wissenschaftlich beschrieben ist sie allerdings von den Philippinen. Extrem ähnlich ist S. semoni aus Indonesien und Papua Neu-Guinea. Durch reine Betrachtung kann man die beiden Arten nicht unterscheiden. S. atropurpureus hat mehr Schuppen in der Längsreihe (30-37, meist 33-35, S. semoni hat 27-30), in der vertikalen Reihe (12-18, meist 15-17, S. semoni hat 10-11) und vor der ersten Rückenflosse, also insgesamt kleinere (und darum mehr) Schuppen am Körper. Am lebenden Tier ist das allerdings nicht erkennbar; es ist mehr als wahrscheinlich, dass S. atropurpureus und S. semoni ständig miteinander verwechselt werden. Auch uns bleibt nichts weiter übrig, als auf die Angaben des Exporteurs zu vertrauen. Da sich die beiden Arten bezüglich ihrer aquaristischen Ansprüche und in der Färbung nicht unterscheiden, ist die Frage, um wen es sich im Einzelnen handelt, eher akademischer Natur. Die Fische leben, wie alle Stiphodon, in Schwärmen, die aus Männchen und Weibchen bestehen. Weibchen sind unscheinbar gefärbt. Nur wenn sie ablaichen wollen entwickeln die Männchen die volle Farbenpracht, besetzen ein Revier und balzen mit ihren leuchtenden Farben vor den Weibchen. Wenn die Jungen geschlüpft sind, werden die Männchen wieder blasser (sie sind dann aber immer noch wunderschön) und kehren in den Schwarm zurück. Im Aquarium gelingt die Pflege leicht. Als Aufwuchsfresser bevorzugen Stiphodon kleine Futterpartikel (Futtertabletten, gefrostete Cyclops etc.) und nagen auch an Algen herum.

Hyphessobrycon pyrrhonotus

Der hübsche Rotrücken-Kirschflecksalmler aus der Gruppe der Kirschflecksalmler (bislang drei wissenschaftlich bekannte Arten) ist der zuletzt entdeckte und wurde erst 1993 durch Burgess beschrieben. Die besitzen Männchen eine lang ausgezogene Rückenflosse und eine sehr hübsche und auffällige rote Rückenpartie, die weniger stark ausgeprägt auch die Weibchen zeigen. Über eine erfolgreiche Nachzucht von Hyphessobrycon pyrrhonotus wurde bislang nicht berichtet, jedoch werden Wildfangtiere, welche, soweit Aquarium Glaser bekannt, aus dem Rio Erere, einem Nebenfluß des Rio Negro (Brasilien) stammen, seit nun über 25 Jahren regelmässig bei uns angeboten. Die auffällige Färbung kommt jedoch nur bei Haltung in weicherem, leicht saurem Wasser und indirekter Beleuchtung zur vollen Geltung, im Händlerbecken kann man die Schönheit dieser Tiere leider häufig nur erahnen.


Wallaciia compressiceps ( = Crenicichla c.)

Die Zwergarten unter den Hechtbuntbarschen (Crenichila) wurden kürzlich als eigenständige Gattung Wallaciia abgetrennt. Zu ihnen zählt W. compressiceps, die nur in den Flüssen Tocantins und Araguaia in Brasilien vorkommt. Es ist eine der kleinsten, der hübschesten und aggressivsten Hechtbuntbarsch-Arten. Obwohl sie nur allerhöchstens 10 cm lang wird, Weibchen bleiben immer kleiner, sollte man den Tieren mindestens ein 120 cm langes Aquarium zur Verfügung stellen. Wie kleine, bissige Terrier können sie sonst übereinander herfallen. Die Männchen kann man schon ab der relativ geringen Größe von 4-6 cm an der deutlich dichteren und intensiveren Streifung der weichstrahligen Teile von After- und Rückenflosse sowie der Schwanzflosse von den Weibchen unterscheiden. Bei diesen ist die Steifung entweder undeutlich oder fehlt sogar ganz. Zusätzlich haben die Männchen einen roten Streifen in der Rückenflosse, der den Weibchen fehlt; man sieht diesen Streifen aber nur, wenn das Tier die Rückenflosse spreizt. Wer den Raumansprüchen der kleinen Raufbolde genügen kann, sollte sie unbedingt einmal pflegen. Sie sind wunderschön und relativ leicht zu züchten. Dazu lässt man Paare sich aus einer Gruppe von Tieren finden. Wie alle Hechtbuntbarsche sind es Höhlenbrüter mit Elternfamilie. Die Anspüche an die Wasserzusammensetzung sind leicht zu erfüllen, sie brauchen einen pH-Wert im neutralen oder schwach sauren Bereich, es sind also keineswegs Schwarzwasserbewohner! Die Wassertemperatur sollte zwischen 26 und 28°C liegen. Trockenfutter lehnen die Fische ab, jedoch wird jede Sorte von Frost- und Lebendfutter akzeptiert.

Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH

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