Lerne neue Arten kennen oder entdecke alte Arten neu: In der Aquaristik gibt es immer wieder Tierarten zu erkunden. Viele sind wunderschön, unbekannt und nur selten im Handel zu finden. Mit Unterstützung der Zierfischgroßhändler aus der Fachgruppe des Zentralverbands Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jede Woche vier Arten vor. Darunter findest du auch viele Nachzuchten und ihre verschiedene Zuchtformen.
oben links: Polypterus teugelsi
Der Cross River im westlichen Afrika ist ein legendärer Fluss. Er entspringt in Kamerun und fließt anschließend durch Nigeria. Berühmt ist der Fluss wegen seines hohen Anteils an endemischen Arten, also Arten, die nur in diesem einen Fluss vorkommen, darunter z.B. Tetraodon pustulatus und Ctenopoma nebulosum. Es gibt dort auch eine endemische Gorilla-Unterart, benannt nach unserem Mitarbeiter Klaus Diehl (beide haben eine breite, haarige Brust): Gorilla gorilla diehli (https://de.wikipedia.org/wiki/Cross-River-Gorillaa). Ein weiterer Endemit ist der erst 2004 wissenschaftlich beschriebene Flösselhecht Polypterus teugelsi. Da es derzeit nur unter großen Schwierigkeiten möglich ist, aus dem Cross Fische zu beziehen, ist die Art nur extem selten im Handel und teuer.
Jetzt haben die Züchter in Indonesien auch diese Art „geknackt“ und jetzt kann jeder, der möchte, diesen schönen Flösselhecht zuhause pflegen. Die Art wird mindestens 40 cm lang, ist also kein kleiner Fisch, daran sollte man bei Anschaffung der niedlichen Jungtiere, die vor allem dadurch auffallen, dass sie ihre Rückenflössel stets straff aufrecht tragen, denken.
oben rechts: Crenicichla edithae
Aus Paraguay erhielt Glaser den schönen, mittelgroßen ( ca. 15 cm) Hechtcichliden. Es handelt sich dabei um die Form, die in Stawikowski & Werner (2004: 140) als C. cf. edithae bezeichnet wird. Crenicichla edithae wird auch gelegentlich als Synonym zu C. lepidota aufgefasst.
C. edithae wurde 1991 von Alex Ploeg zu Ehren seiner Frau Edith, ohne deren Unterstützung er seine Studien an Crenicichla nicht hätte durchführen können, wissenschaftlich beschrieben. Alex und Edith starben am 18. Juli 2014 bei dem Abschuss des Fluges MH17 über der Ukraine. Literatur:
Stawikowski, R. & U. Werner (2004): Die Buntbarsche Amerikas. Band 3: Erdfresser, Hecht- und Kammbuntbarsche. Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart.
unten links: Aplocheilichthys normani
Ein echter Klassiker unter den Fischen, die Takashi Amano für seine legendären Naturaquarien besonders gerne einsetzte, ist Aplocheilichthys normani (= Poropanchax normani).
So unscheinbar das einzelne Fischchen wirkt, so herrlich sind diese Leuchtaugenfische in einem größeren Schwarm unter gedämpftem Licht. Wie Glühwürmchen scheinen die blau leuchtenden Augen dann durch das Wasser zu gleiten.
Es kommen sowohl Wildfänge aus Guinea als auch Nachzuchten aus Indonesien nach Deutschland. Die Pflege ist sehr einfach, allerdings sollte man niemals den Fehler machen, zu wenige Exemplare ins Aquarium zu setzen, 20-30 Tiere sollten es nach Möglichkeit schon sein.
unten rechts: Corydoras sp. C20 cf. evelynae
Aus dem oberen Amazonas in Brasilien kamen die folgenden Panzerwelse als Corydoras evelynae zu Aquarium Glaser. Diese Art wurde tatsächlich von dort beschrieben und zeichnet sich durch eine dunkle Rückenbinde aus, die in einzelne große Flecken aufgelöst ist; unter der Rückenflosse befindet sich ein großer rechteckiger Fleck, der in der Rückenansicht als Quadrat erscheint; der Rückenflossenstachel ist dunkel; auf der Flanke befinden sich zwei parallel laufende, dunkle Bänder; die Art hat eine dunkle Augenbinde (diese Beschreibung beruht auf dem Holotypen der Art). Seit der Erstbeschreibung, die 1963 anhand eines einzigen Exemplare erfolgte, gab die Art Rätsel auf und wurde nur sehr selten importiert.
Die Neuimporte zeigen zwar einige Ähnlichkeit zu C. evelynae, aber auch viele Unterschiede. Sie entsprechen farblich sehr gut den Panzerwelsen, die 1994 die C-Nummer C20 aus dem Rio Purus erhielten. Diese Nummer wurde später aufgelöst und zu C. arcuatus* gestellt.
Unsere größten C20 zeigen aber eindeutig, dass sie auf gar keinen Fall mit C. arcuatus (im aquaristischen Sinne) identisch sind. Gleich große (ca. 4 cm lange) Corydoras arcuatus aus Peru gelten bereits als “large” im Handel und zeigen das arttypische Muster.
Was Glaser nicht ausschließen kann, ist, dass C20 die Jugendform des „Super-Arcuatus” (CW 36) aus dem Rio Purus in Brasilien darstellt, eine sehr großen Corydoras-Art, die bis 8 cm lang werden kann. Aber auch das erscheint ihnen eher unwahrscheinlich.
Ein Jungtier (ca. 2 cm) von Corydoras evelynae, das Glaser im Mai 2015 aus Kolumbien (Rio Vaupes) als Sample erhalten hatten, zeigte bereits die arttypische Färbung; die Art hat also keine länger andauernde abweichende Jugendfärbung.
Ob die Neuimporte eine unbeschriebene, neue Spezies oder tatsächlich C20 repräsentieren, können sie nicht entscheiden. Es sind auf jeden Fall hübsche Panzerwelse, die farblich eine gewisse Ähnlichkeit zu Corydoras evelynae aufweisen, körperlich aber eher in die Corydoras-loretoensis-Gruppe zu stellen sind.
*Untersuchungen von Steven Grant machen es wahrscheinlich, dass Corydoras arcuatus nicht im Handel war und ist. Grant identifiziert den gewöhnlichen „Aquarien-arcuatus“ mit C20, was aber, wie hier dargestellt, sehr unwahrscheinlich ist.
Literatur: Grant, S. (2014): On the identity of Corydoras arcuatus Elwin, 1938 and some similarly patterned species (Siluriformes: Callichthyidae). Journal of the Catfish Study Group 15 (4): 24-29
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH