Faszinierende Aquarienbewohner: Vier seltene Arten im Detail vorgestellt
Willkommen in der faszinierenden Welt der Aquaristik, wo du jede Woche die Möglichkeit hast, neue und seltene Arten von Aquarienbewohnern kennenzulernen. Die Aquaristik ist reich an wunderschönen, oft unbekannten Tierarten, die nur schwer im Handel zu finden sind. Dank unserer wertvollen Partnerschaft mit erfahrenen Zierfischgroßhändlern aus dem Zentralverband Zoologischer Fachbetriebe (ZZF) stellen wir dir jeden Sonntag vier spannende Arten vor.
In dieser Woche präsentieren wir dir die Microrasbora rubescens, einen kleinen Zwergbärbling, der in voller Farbenpracht an Neonfische erinnert. Diese friedlichen Fische sind ideale Begleiter für Garnelen und schätzen kühlere Temperaturen.
Des Weiteren haben wir die Syncrossus helodes, auch bekannt als Tigerschmerlen, die sich durch ihre auffällige Spitzkopfform und lebhafte Farben auszeichnen. Diese intelligenten Tiere benötigen viel Platz und fühlen sich in großen sozialen Gruppen am wohlsten.
Ein weiterer Höhepunkt ist der Uaru amphiacanthoides, der Keilfleckbuntbarsch, der durch seine beeindruckenden Farbwechsel im Verlauf seines Wachstums fasziniert. Diese Cichliden sind gesellig und bevorzugen die Gesellschaft ihrer Artgenossen.
Abgerundet wird unsere Auswahl durch den Ancistrus sp. L519 aus Bolivien, der als ausgezeichneter Algenvertilger bekannt ist. Diese kleinbleibende Art eignet sich hervorragend für viele Aquarienausstattungen und zeigt eine bemerkenswerte Zeichnungsvielfalt.
Lass dich inspirieren und erweitere dein Wissen über Aquarienbewohner, die das Wasser zum Leben erwecken. Bleib dran und entdecke die Wunder der Aquaristik mit uns – für ein noch schöneres Aquarium und viele glückliche Fische!
Ancistrus sp. L519 Bolivien
Ancistrus sp. L519 ist eine für die Aquaristik hervorragend geeignete Art, die während der privaten Fischexpedition „SiluCha 2018“ im Einzugsgebiet des Rio Iténez entdeckt wurde. Einige Exemplare wurden erfolgreich nachgezogen, sodass diese ansprechend gezeichnete Art mittlerweile auch im Handel erhältlich ist. Aufgrund des Fehlens professionell arbeitender Zierfischfänger in Bolivien handelt es sich dabei ausnahmslos um Nachzuchten. Diese Nachzuchten zeigen eine bemerkenswerte innerartliche Variabilität, da jedes Individuum eine eigene, unverwechselbare Zeichnung aufweist, ähnlich einem Fingerabdruck. Dennoch ist das charakteristische Wabenmuster bei allen Exemplaren erkennbar.
Ancistrus sp. L519 ist eine vergleichsweise kleinbleibende Art, die in der Totallänge (einschließlich Schwanzflosse) kaum größer als 10 cm wird. Aufgrund der kalten Temperaturen in ihrem Verbreitungsgebiet ist diese Art gut an vorübergehend niedrigere Wassertemperaturen um 20 °C angepasst. Für die Zucht sind jedoch Temperaturen von etwa 26 °C und mehr ideal. Dadurch eignet sich Ancistrus sp. L519 gut für ungeheizte Aquarien, solange sie sich in beheizten Wohnräumen befinden. In ständig hoch temperierten Diskusaquarien ist diese Art hingegen weniger geeignet.
Generell gelten für Ancistrus sp. die gleichen Pflegetipps wie für andere Antennenwelse: Sie sind ausgezeichnete Algenvertilger, friedlich und robust. Innerhalb ihrer Art kann es jedoch zu leichten Raufereien um die besten Plätze kommen, was unproblematisch bleibt. Diese Fische sind typische Höhlenbrüter und zeichnen sich durch eine Vaterfamilie aus.
Uaru amphiacanthoides
Die Keilfleckbuntbarsche der Gattung Uaru stellen eine kleine Gruppe von Buntbarschen dar, die lediglich zwei wissenschaftlich akzeptierte Arten umfasst: U. amphiacanthoides aus dem Amazonas-Einzugsgebiet und dem oberen Orinoko (Brasilien und Kolumbien) sowie U. fernandezyepezi aus dem Rio Atabapo in Venezuela. Beide Arten erreichen eine Gesamtlänge von 20-30 cm und gehören somit zu den großwüchsigen Cichliden. Sie sind enge Verwandte der Diskusbuntbarsche (Symphysodon) und teilen einige gemeinsame Merkmale, darunter, dass beide Gattungen außerhalb der Laichzeit gesellige Tiere sind, die gerne in Gruppen schwimmen. Zudem bevorzugen beide höhere Wassertemperaturen von 26-32 °C. Ihre Jungtiere werden anfänglich mit Hautschleim ernährt, wobei Uaru überwiegend Vegetarier sind.
Im Hobby wird diskutiert, ob es eine oder zwei Arten von U. amphiacanthoides gibt. Normalerweise weist U. amphiacanthoides einen großen schwarzen Keilfleck unterhalb des oberen Seitenlinienastes auf. Während im Aquarium häufig diese Zeichnung beobachtet wird, sind auch Wildfänge aus dem Rio Negro in Brasilien, der Typuslokalität, charakteristisch für diesen Zeichnungstyp. Allerdings wurden auch Exemplare aus der Umgebung von Manacapuru importiert, die einen deutlich größeren Keilfleck aufwiesen, der in den oberen Seitenlinienast hineinreicht. Die Unterscheidung, ob diese Form eine eigenständige Art oder eine Lokalvariante von U. amphiacanthoides darstellt, wird in der Literatur kontrovers diskutiert.
Uaru amphiacanthoides zeigt während seines Wachstums auffällige Farbveränderungen und besitzt verschiedene Färbungsphasen, was in der Vergangenheit oft zu Verwirrung führte. Diese Veränderungen sind so deutlich, dass U. amphiacanthoides in verschiedenen Altersstufen manchmal für unterschiedliche Arten gehalten werden.
Im Handel sind sowohl Wildfänge als auch Nachzuchten erhältlich. Wildfänge bestehen oft aus geschlechtsreifen Tieren ab einer Größe von 12 cm, während Nachzuchten häufig kleiner sind. Uaru amphiacanthoides sind in der Natur weit verbreitet und werden als Speisefische gehandelt, jedoch setzen sich Zierfischfänger nur selten dafür ein, diese anfänglich schreckhaften Tiere sorgfältig einzugewöhnen.
Bei Uaru amphiacanthoides sind Männchen und Weibchen in der Regel schwer zu unterscheiden. Weibchen sind gewöhnlich etwas kleiner, fülliger und haben kürzere Bauchflossen. Es wird empfohlen, eine Gruppe von 6-8 Exemplaren anzuschaffen, um Paare zu bilden. Diese Fische sind Offenbrüter mit biparentaler Brutpflege. Die Jungtiere ernähren sich anfänglich von Hautpartikeln der Eltern, sind jedoch nicht ausschließlich darauf angewiesen und können auch mit handelsüblichem Futter gefüttert werden. Uaru sind gegenüber artfremden Fischen in der Regel friedfertig, benötigen jedoch eine pflanzliche Nahrung, die nur schwer in einem bepflanzten Aquarium umzusetzen ist.
Syncrossus helodes (früher Botia helodes)
Die Tigerschmerlen der Gattung Syncrossus wurden früher der Gattung Botia zugeordnet. Derzeit sind sechs anerkannte Arten dieser Prachtschmerlen bekannt, die sich durch ihre besondere Spitzköpfigkeit auszeichnen. Die Bestimmung dieser Arten ist oft unsicher, da sie meist ausschließlich auf Farbmerkmalen basiert, die nicht immer konstant sind und sowohl von der Stimmung als auch vom individuellen Wachstum abhängen.
Aktuell sind sehr schöne Exemplare von Syncrossus aus Thailand verfügbar, die vermutlich S. helodes zuzuordnen sind. Die sehr nah verwandte Art S. berdmorei zeichnet sich durch gepunktete Flossen aus, während S. helodes gestreifte Flossen hat. Andere Arten wie S. lucasbahi, S. beauforti und S. formosa besitzen statt senkrechter Streifen viele Punkte am Körper. S. hymenophysa, die in der Färbung ähnlich ist, hat eine abweichende Streifung.
Die Verbreitung dieser Arten ist in der wissenschaftlichen und Hobbyliteratur oft unklar. S. hymenophysa findet sich wahrscheinlich in Indonesien und der malaiischen Halbinsel, S. berdmorei in Teilen Indiens und Burmas, während die restlichen Arten im südostasiatischen Festland (Thailand, Vietnam, Kambodscha, Laos und südliches China) verbreitet sind.
In Bezug auf die Pflegeansprüche unterscheiden sich die Arten nicht. Bei Zuchtversuchen, die bislang in Privathand nicht durchgeführt wurden, sollte darauf geachtet werden, Exemplare der gleichen Art oder Population zu verwenden. Tigerschmerlen können eine Größe von bis zu 15 cm erreichen, wobei einige Literaturangaben sogar von 20-25 cm sprechen. Allerdings wurden solche Größen in der Praxis noch nicht beobachtet.
Tigerschmerlen können untereinander sowie gegenüber artfremden Fischen aggressiv sein, was auf ihren hohen Spieltrieb und ihre ausgeprägte Neugier zurückzuführen ist. Diese Fische gelten als relativ intelligente Tiere. Um unerwünschtes Verhalten zu minimieren, empfiehlt sich die Pflege in einer großen sozialen Gruppe (8-15 Exemplare) in stark strukturierten Aquarien. Als Beifische eignen sich robuste und störungsunempfindliche Arten. Die chemische Wasserzusammensetzung ist für die Pflege unwichtig; die Temperatur sollte im Bereich von 22-28 °C liegen, wobei zeitweise auch Abweichungen nach oben oder unten möglich sind. Tigerschmerlen fressen alles handelsübliche Zierfischfutter, wobei pflanzliche Nahrung nur eine geringe Rolle spielt.
Microrasbora rubescens
Microrasbora rubescens ist ein kleiner Zwergbärbling, der lediglich eine Totallänge von 2-3 cm erreicht. Diese Art beobachtet aktuell einen Trend in der Aquaristik. Im Laufe der Zeit gab es stets wechselnde Moden, von Salmlern über Malawibuntbarsche bis hin zu Zwerggarnelen. Microrasbora rubescens wurde bereits 1962 in die Aquaristik importiert und nachgezüchtet, blieb jedoch weitestgehend unbekannt. In kahlen Händlerbecken erscheinen sie oft farblos, doch in voller Farbenpracht erinnern sie an Neonfische (Paracheirodon).
Diese friedlichen Fische lassen sich gut mit Garnelen vergesellschaften und bevorzugen kühlere Wassertemperaturen. Sie haben mit dem Boom der Zwerggarnelen eine wahre Renaissance erlebt.
Die Art ist ausschließlich im Inle-See und dessen Umgebung in Burma anzutreffen. Das Wasser ist dort hart, der pH-Wert leicht alkalisch (zentraler Teil des Sees: pH 7,6 – 8,8, Zufluss des Sees: pH 7,1 – 7,2). Die Wassertemperatur liegt tagsüber zwischen 21,3 und 28,8 °C, während die Lufttemperatur zwischen 5 °C (Minimum) und 38 °C (Maximum) schwanken kann. Eine Studie hat gezeigt, dass im Inle-See eine unerwartet große genetische Vielfalt bei Microrasbora rubescens existiert, ohne dass sich diese Populationen äußerlich unterscheiden. Mindestens zwei evolutionäre Linien haben sich in den Gewässern des Inle-Sees unabhängig entwickelt.
Im Aquarium ist die Pflege von Microrasbora rubescens unproblematisch. Es empfiehlt sich, sie in Gruppen ab 10 Exemplaren in gut bepflanzten Aquarien zu halten. Sie fressen jegliches Zierfischfutter in passender Größe und neigen nicht dazu, Pflanzen anzufressen. Die Weibchen sind größer, fülliger und weisen weniger Rot in ihrer Färbung auf. Das Ablaichen erfolgt in feinen Pflanzen, wobei Javamoos besonders geschätzt wird. Die Aufzucht der Jungfische erfordert aufgrund ihrer Kleinheit Erfahrungen, ist jedoch grundsätzlich nicht schwierig.
Quelle: Frank Schäfer – Aquarium Glaser GmbH