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Ernährung bei Fischen

Ernährung bei Fischen

Die verschiedenen Ernährungstypen

Man unterscheidet im Wesentlichen drei Ernährungstypen bei Fischen:

1. Pflanzenfresser (Herbivoren bzw. Plantivoren)

2. Fleisch-/Fischfresser (Carnivoren/Piscivoren bzw. Faunivoren) und

3. Allesfresser (Omnivoren bzw. Mixtivoren)

Dazwischen sind noch die Limnivoren (Aufwuchsfresser) einzuordnen. Selbstverständlich lassen sich nicht alle Fische stur in eine dieser Gruppe pressen, sehr oft gibt es Übergangsformen.

Das Verdauungssystem der Fische hat sich an die von ihnen bevorzugte Nahrung angepasst. Das zeigt sich unter anderem in der Darmlänge: Je größer der Anteil pflanzlicher Kost, desto länger der Darm. Rein karnivor/piscivor lebende Fische besitzen einen gut ausgebildeten muskulösen Magen und einen kurzen Darm. Bei Allesfressern ist der Darm deutlich länger, weil die pflanzliche Kost schwerer verdaulich ist. Der Darm reiner Pflanzenfresser ist besonders lang und gewunden.

Allerdings fressen Herbivore Kleinlebewesen mit, die auf den Pflanzen sitzen, die sie verspeisen, und Carnivore nehmen den Darminhalt ihrer Beutetiere mit auf, daher ist ein gewisses Maß an “Mischkost” immer gegeben. Außerdem sind die Maulformen an die Art der Futteraufnahme angepasst.

Maulformen bei Fischen
Maulformen bei Fischen (Bildquelle Tetra)

Um unseren Fischen die optimale Ernährung bieten zu können, ist es also von Vorteil, zu wissen, wie sie sich in der Natur ernähren und ihnen ein dem entsprechendes Futter anzubieten. Denn eine Ernährung, die den körperlichen Voraussetzungen unserer Pfleglinge nicht entspricht, kann ihnen auf Dauer schaden.

Heute steht für nahezu jede im Aquarium gepflegte Fischart spezielles Futter zu Verfügung. Dabei kommt es auf die richtige Art und Zusammenstellung der Rohstoffe für ein Futter an.

Trockenfuttersorten
Trockenfuttersorten

Die Rohstoffe im Futter

Proteine (Eiweißstoffe), sie sind aus verschiedenen Aminosäuren aufgebaut. Es gibt Aminosäuren, die der Fisch zwar braucht aber nicht selbst herstellen kann und die dementsprechend im Futter enthalten sein müssen – diese nennt man essenziell.

Aus Aminosäuren werden Muskeln und Gewebe aufgebaut, sie sind Grundbaustein des Körpers und molekulare Maschinen.

Wie gut die Proteine aus der Nahrung verwertet werden können, hängt stark von deren Qualität ab. Je ähnlicher die Futterproteinen denen sind, die im Körper gebrauchten werden, und je besser das Mengenverhältnis der verschiedenen Aminosäuren dem Bedarf angepasst ist, desto weniger ungenutzter “Ausschuss” bleibt über. Überschuss an Proteinen wird entweder ausgeschieden und belastet das Wasser oder wird in Fett umgewandelt und im Fischkörper eingelagert.

Für Fische geeignet sind Proteine aus Fisch, Vollei und Casein (Molke). Nicht jedoch die von Warmblütern / Säugern, denn sie sind grundsätzlich anders aufgebaut als die von wechselwarmen Fischen!

Fleischfresser brauchen mehr Proteine (etwa 50% des Futteranteils) als Pflanzenfresser ( etwa 20 %)

Fette sind der Brennstoff des Stoffwechsels. Auch hier gibt es solche, die der Fischkörper selbst herstellen kann, und essenzielle, die ihm über die Nahrung zugeführt werden müssen.

Die Verwertbarkeit der Fette ist durch die Kettenlänge und den so genannten Sättigungsgrad der Fettsäureanteile gegeben.

Je höher der Anteil langkettiger gesättigter Fettsäuren ist, desto schlechter ist die Verdaulichkeit. Als grobe Faustregel gilt, dass nur Fette, die bei der optimalen Haltungstemperatur flüssig sind, für die Ernährung von Fischen geeignet sind. Fische brauchen also möglichst ungesättigte kurzkettige Fettsäuren, die tendenziell einen niedrigeren Schmelzpunkt haben.

Dabei brauchen Meeresfische mehr Omega 3 Fettsäuren und Süßwasserfische mehr Omega 6 Fettsäuren.

Fette sind Energielieferanten und haben außerdem eine wichtige Rolle als Transportmedium für fettlösliche Vitamine. Sie werden in Leber, Muskulatur und Bauchhöhle gespeichert. Ein gewisses Maß an Fettspeicher ist lebensnotwendig, ein Zuviel aber wiederum gesundheits- und fruchtbarkeitsschädigend. Eine Verfettung der Fische sollte also dringend vermieden werden.

Kohlehydrate sind ein Hauptbestandteil unserer Nahrung, also eines warmblütigen Allesessers. Zucker und Stärke gehören dazu. Sie können nur von darauf spezialisierten pflanzenfressenden Fische in körpereigenes Fett umgewandelt werden.

Zur Umwandlung braucht es eine spezielle Mikroorganismenflora im Dickdarm, die fleischfressende Fische nicht haben und daher Kohlehydrate fast nicht verwerten können.

In der Ernährung von Fischen habe Kohlehydrate also keine essenzielle Bedeutung, das erschließt sich auch schon, wenn man die natürlichen Futterquellen von Fischen betrachtet – Getreide und Kartoffeln gehören bei ihnen nicht zum üblichen Speiseplan.

Kohlehydrate werden nur als Energielieferant gebraucht und vermeiden dadurch, dass bei im Aquarium kaum vorkommendem Futtermangel Fette und Proteine im Fischkörper abgebaut werden.

Eine Überversorgung mit Kohlehydraten führt zu Leberverfettung, daher darf ihr Anteil im Futter gegenüber Protein und Fett nicht zu hoch sein.

Vitamine und Mineralstoffe braucht der Fisch genau wie wir. Sie verfallen unter Lufteinfluss schnell, weshalb man darauf achten sollte, Futter nach dem Öffnen der Verpackung möglichst rasch aufzubrauchen. Also besser nur so kleine Packungsgrößen kaufen, dass das Futter nicht zu lange stehen bleibt.

Ballaststoffe sind keine “Last” sondern für die “Füllung” des Darms und Anregung der Verdauung wichtig. Ballaststoffe sind zum Beispiel der Chitinpanzer von Futtertieren und Zellulose.

Unverdaulich für Fische und gefährlich sind Kollagen, also Knorpel, Sehnen und Muskeln von Säugetieren.

Was auf der Futterdose steht

Die Futtermittelanalyse, die wir als Liste auf der Futterdose finden, erklärt sich folgendermaßen:

Rohprotein: Die Summe aller Verbindungen, die Stickstoff enthalten.

Nicht alle davon sind verdaulich, falls also das Kürzel “vRP” angegeben ist, bedeutet es “verdauliches Rohprotein”.

Rohfett: Alle Fette, die sich mit Fettlösungsmitteln aus der Probe lösen lassen.

Rohfaser: Was nach Behandlung mit Säuren und Laugen als “unverdaulich” übrig bleibt (Cellulose). Sie sind ein Anteil der “Ballaststoffe”, geben aber nicht die Menge der Ballaststoffe im Ganzen an, denn dazu zählen auch noch andere Stoffe.

Rohasche: Was nach dem Verbrennen übrig bleibt (Mineralstoffe).

Wenn man diese vier Bestandteile von der Gesamtmasse abzieht bleiben die stickstofffreien Extrakte wie Stärke und Zucker, also die Kohlehydrate übrig.

Das Futter in der Natur

In der Natur fressen die Fische, die im Allgemeinen als Zierfische gehalten werden, hauptsächlich Insektenlarven, Krebstiere wie Wasserflöhe und Hüpferlinge, andere Fische, Würmer und Pflanzen bzw. Algen.

Schauen wir uns das Verhältnis zwischen Proteinen und Fetten in den Nährtieren an, finden wir bei Insektenlarven im Durchschnitt 4-5 zu 1, also 5 Anteile Proteine auf einen Anteil Fett.

Bei Krebstieren sind die Werte sehr unterschiedlich und liegen bei 3,3 bis 13 zu 1. Sie enthalten viele Mineral- und Ballaststoffe aber sehr wenig Fett.

Fische enthalten mit durchschnittlich 10 zu 1 einen sehr hohen Proteingehalt.

Würmer hingegen haben ein Verhältnis von 2 zu 1, also den vergleichsweise höchsten Fettgehalt.

Die Kohlehydrate aus den Pflanzen werden wie eingangs erwähnt nur bei Vorhandensein einer darauf ausgerichteten Verdauung verwertet und in Fett umgewandelt.

In der Natur ist das Nahrungsangebot von den Jahreszeiten abhängig. Viele unserer Zierfische (nicht alle, deshalb bitte im Detail über die betreffende Art informieren) kommen aus Regionen mit einem Wechsel zwischen Regen- und Trockenzeit.

In der Trockenzeit gibt es weniger Insektenlarven und die Fische stellen eher auf pflanzliche Ernährung um. Nach Einsetzen der Regenzeit gibt es dann eine explosive Infusorienblüte und reichlich Insektenlarven – die perfekte Zeit also auch für die Vermehrung der Fische.

Fütterung im Aquarium

Zur Fütterung stehen uns verschiedenste industriell hergestellte Futtermittel zu Verfügung. Sie unterliegen ständigen Qualitätskontrollen und stellen sicher, dass unsere Fische mit allen Stoffen versorgt sind, die sie benötigen. Welche wir von der Vielzahl von Formen wählen, sollten wir auf die gehaltenen Fische abstimmen.

Verschiedene Futterflocken
Verschiedene Futterflocken (Bildquelle Tetra)

Flocken schwimmen lange Zeit und sind daher für Fische mit oberständigem Maul, die an der Oberfläche fressen, gut geeignet. Durch ihre große Oberfläche verlieren Flocken nach Anbruch der Packung ihre Vitamine recht schnell. Übrig gebliebene Flocken verwesen im Aquarium ebenfalls auf Grund der großen Oberfläche rasch.

Futtergranulat
Futtergranulat

Granulate schwimmen kurz und sinken dann langsam ab, mit ihnen können also Fische der mittleren Wasserregionen (meist endständiges Maul) versorgt werden. Sie bestehen zumeist aus Extrudaten, das heißt die Inhaltstoffe werden fein vermahlen, vermischt und unter Zufuhr von Feuchtigkeit durch Matrizen gepresst. Die Rohstoffe werden damit schon teilweise aufgeschlossen und sind leichter verdaulich. Die kompaktere Form, die weniger “Angriffsfläche” für Sauerstoff bietet, führt dazu, dass Vitamine sich in Granulat länger halten und es auch im Aquarium nicht so schnell verdirbt.

Futterchips
Futterchips (Bildquelle Tetra)

Futterchips wurden für algen- und pflanzenfressende Bodenfische inklusive der Welsarten mit Saug- oder Raspelmaul entwickelt und entsprechen dem Bedürfnis der Tiere, sich ihre Nahrung abzuschaben. Chips sind deshalb in der Regel besonders hart, sinken schnell auf den Bodengrund und bleiben im Aquariumwasser lange stabil. Letzteres gibt auch langsam fressenden Fischen ausreichend Zeit zur Futteraufnahme, ohne dass das Wasser unnötig mit Futterbestandteilen belastet wird. Der enthaltene Holzfaseranteil (z.B. Weiden- und Erlenholz) wird von vielen Welsarten für die Verdauung benötigt. In der Zusammensetzung sind Futterchips auf Pflanzenfresser abgestimmt, sie enthalten neben Weizenkeimen einen hohen Anteil Grünkost und häufig Spirulina Algen.

Futtertabletten
Futtertabletten

Futtertabletten werden gewöhnlich aus einem sehr feinen Material gepresst. Je nach Pressdruck bei der Herstellung lösen sich die Bestandteile eher schneller oder langsamer auf. Futtertabletten sind erhältlich als Hauptfutter oder als Spezialfutter mit allen lebenswichtigen Nährstoffen, Vitaminen und Spurenelementen. Es gibt sie als Sinkfutter für die Fütterung am Boden und als Haftfutter.

Tablettenfutter ist vorwiegend für Fische geeignet, die auf dem Boden oder in Bodennähe leben (meist erkennbar am unterständigen Maul). Dazu gehören Panzer- und Saugwelse, die meisten Schmerlen, gründelnde Chichliden oder Barben. Diese Fischarten sind mit ihrem eher nach unten gerichteten Maul von Natur aus besonders dafür ausgestattet, um im Bodengrund zu wühlen und dort Nahrung zu suchen.

FD Futter
FD Futter (Bildquelle Tetra)

Als gefriergetrocknetes FD-Futter werden Futtertiere bezeichnet, denen nach dem Gefrier-Vakuum-Trocknungsverfahren die Feuchtigkeit entzogen wurde. Der Begriff „FD“ steht für „freeze dried“. Als so genanntes Naturfutter verarbeitet werden zuvor gereinigte Kleinlebewesen wie z.B. Shrimps, Daphnien, Krill und Rote Mückenlarven. Dieses Zusatzfutter enthält den hohen Nährstoffgehalt der natürlichen Nahrung und dient als Ergänzung bzw. Erweiterung des Speiseplans der Fische. Eventuelle Krankheitserreger werden durch das Produktionsverfahren abgetötet und das Futter hat die Haltbarkeit von Flockenfutter. Im Gegensatz zu Flockenfutter wird FD-Futter nicht erhitzt, so dass die Nährstoffe weitgehend erhalten bleiben und z.B. Vitamine nicht wie beim Flockenfutter zugesetzt werden müssen. Es erreicht allerdings nicht die Wertigkeit von Lebendfutter.

Pflanzenfresser freuen sich neben speziell auf sie abgestimmtem industriell hergestelltem Futter auch über frische Grünkost. Dafür eignet sich vieles, beispielsweise rohe Salatgurken, Kartoffeln (gekocht oder roh), Erbsen, überbrühter Spinat und Salat. Das Grünfutter sollte natürlich gewaschen werden und möglichst unbelastet sein. Beschwert werden kann es z.B. mit einer Kuchengabel, damit die bodenlebenden Pflanzenfresser gut dran kommen.

Unter Frostfutter versteht man tiefgefrorene Futtertiere oder Teile davon. Außer Mückenlarven und Kleinkrebsen kommen für das Süßwasseraquarium noch ausgewachsene Artemia (Salinenkrebschen), Fischfilet (für Raubfische) oder Rogen von Fischen (sehr fett!) in Frage. Für große Fische werden Stinte, Muschelfleisch sowie Krill und Mysis angeboten.

Frostfutter sollte aufgetaut und ausgespült werden, um Verdauungsstörungen und Belastung des Aquarienwassers mit Phosphat zu vermeiden. Zudem darf es nicht zu lange stehen gelassen werden, da es sehr schnell verdirbt.

Lebendfutter gibt den Fischen die Möglichkeit ihre Jagdinstinkte auszuleben. Manche Fische nehmen sogar ausschließlich Lebendfutter. Die Qualität von gekauftem Lebendfutter ist sehr unterschiedlich und stellt nicht unbedingt die Versorgung mit allen lebensnotwendigen Stoffen sicher. Es kann gut gelegentlich als Leckerbissen gereicht werden, sollte aber (unangereichert) nicht ausschließlich verfüttert werden.

Mit dem Selbstfangen an geeigneten Stellen, dem “Tümpeln”, erhält man gutes Lebendfutter, man kann sich jedoch auch Parasiten und unerwünschte Gäste (zB Köcherfliegen- oder Libellenlarven) einhandeln und leider sind gute Tümpel, an denen man sich auch bedienen darf, nicht so leicht zu finden.

Futtertiere selbst zu vermehren ist eine gute Alternative, bedeutet aber etwas Zeit- und Arbeitsaufwand. Auf my-fish sind Anleitungen unter der Rubrik Fishothek > Futtertierzuchten zu finden.

Die Größe des Futters muss natürlich der Größe der Fische und Futterzone angepasst werden.

Fazit

Wichtig ist eine abwechslungsreiche Ernährung mit nicht überaltertem Futter, das von der Zusammensetzung und Form her den Fischen angepasst ist. Außerdem eine mäßige Fütterung, denn Überfettung ist sehr ungesund und die Fische in unseren Aquarien bewegen sich längst nicht so viel wie in der Natur und brauchen dementsprechend kaum “Kraftfutter”.

Quellen: Sera, Tetra, wikipedia

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