Hast du schon mal von „Artemia“ gehört? In der Aquaristik sind die kleinen Krebse als hervorragendes Futter, besonders für kleine und Jungfische, bekannt. Du kannst die Tiere zum Schlupf bringen und verfüttern. Es ist ganz einfach!
Was sind Artemia genau? Sie gehören zu den Kiemenfußkrebsen und werden auch Urzeitkrebse genannt, weil es sie schon ewig gibt. Seit 100 Millionen (das sind 100 000 000!) von Jahren haben sie sich im Lauf der Evolution kaum verändert. Ein echtes Erfolgsmodell! Zum Vergleich: den modernen Menschen gibt es erst seit 200 000 Jahren.
Es gibt verschiedene Gattungen dieser rückenschwimmenden Kleinkrebse, die sich aber recht ähnlich sehen. Fische lieben sie, deshalb gibt es sie praktisch nur in fischfreien Gewässern, wo sie nicht gefressen werden können. In Deutschland taucht zum Beispiel im Frühjahr in Tümpeln manchmal der Feenkrebs auf. Er ist leider selten geworden und ist inzwischen geschützt. Solltest du ihn finden, freue dich daran – und lasse ihn wo er ist, da ist er am besten aufgehoben.
Unsere „Artemia“ hingegen sind nicht gefährdet. Sie kommen ursprünglich aus Nordamerika und werden in großem Stil als Fischfutter gezüchtet, und zwar in Salzseen. Diese Art ist nämlich eine Salzwasserart, daher auch ihr lateinischer Name „Artemia salina“ (salina = lateinisch “Salzfass“).
Die Kiemenfußkrebse haben einen einfachen Aufbau. Sie bestehen aus einem Kopf mit zwei deutlich erkennbaren Augen und haben eine Reihe Ruderbeine, die sie zum Schwimmen rhythmisch bewegen. Gleichzeitig wedeln diese Ruderbewegungen feinste Futterpartikel zum Mund der Tiere.
Artemia salina werden ausgewachsen bis zu zwei Zentimeter groß, aber sie fangen ganz klein an, nämlich in so genannten Dauereiern. Das sind winzige braune Eier, die auch trocken lange überleben und damit gut aufbewahrt werden können.
Diese Eier kannst du im Fachhandel kaufen und daraus Artemia erbrüten.
Um lange Trockenperioden überdauern zu können, produzieren Kiemenfüßer spezielle Eier. So macht es nichts, dass ihre Gewässer gelegentlich austrocknen – sobald es regnet und sich wieder Wasser darin sammelt, schlüpft eine neue Generation aus den im Bodengrund liegenden Eiern. Das machen wir Aquarianer uns zu Nutze. Man kann die Eier jederzeit, wenn man feines Lebendfutter braucht, rasch zum Schlupf bringen.
Was du dazu brauchst sind Artemia-Eier, ein geeignetes Gefäß, Wasser und Salz ohne Zusätze. Mit normalem Speisesalz funktioniert es manchmal nicht, weil die Zusätze (Rieselhilfen) den Schlupf verhindern.
Nimm etwa 35 Gramm Salz pro Liter Wasser. Das sind ungefähr zwei gestrichene Esslöffel. Es kommt nicht so sehr darauf an, etwas weniger oder mehr funktioniert auch. Ganz ohne geht es allerdings nicht.
Löse das Salz sorgfältig auf und streue eine kleine Menge der winzigen braunen Eier ins Wasser. Du brauchst sie nicht umrühren, lass sie einfach auf der Wasseroberfläche treiben.
Je nach Temperatur (warm stellen beschleunigt den Schlupf) wirst du nach ein bis zwei Tagen die kleinen orangen Krebschen zuckend schwimmen sehen. Wenn sie ganz frisch geschlüpft sind, bezeichnet man sie übrigens als Nauplien.
Je nach Bedarf kannst du unterschiedlich viel Aufwand betreiben, um deine Artemia zu erhalten. Wenn du nur wenig brauchst, um deinen Fischen ab und zu einen leckeren Snack zu gönnen oder eine kleine Anzahl Jungfische zu füttern, tut es eine Plastikschale. Nimm eher flache Gefäße. Der Wasserstand sollte eine Handbreite nicht übersteigen, sonst ist zu wenig Sauerstoff in den unteren Schichten. Der lebenswichtige Sauerstoff löst sich aus der Luft im Wasser, deshalb herrscht in schmalen, hohen Gefäßen in den unteren Wasserschichten Sauerstoffmangel und die Krebschen sterben ab, wenn sie dorthin schwimmen.
Tipp: Die Krebse bewegen sich immer in Richtung Licht. In natürlichen Gewässern führt sie das an die Oberfläche. In unserem Gefäß können wir uns das zu Nutze machen, indem wir sie mit konzentriertem Licht in eine Ecke locken Du kannst die Plastikdose rundum bis auf eine Ecke mit etwas umkleben, was das Licht abhält. Dann sammeln sich die Nauplien in der hellen Ecke und du kannst sie bequem mit einer Futterspritze entnehmen.
Im Handel gibt es verschiedene Aufzuchtgefäße, mit denen du größere Mengen Artemia zum Schlupf bringen kannst. Zum Beispiel Gefäße, in denen sich eine Art Labyrinth befindet, durch das die Nauplien einen Umweg zum Licht in der Mitte machen müssen und so sauber, ohne Eierschalen, konzentriert dort landen, wo du sie auch gut entnehmen kannst.
Außerdem bewährt haben sich Trichter und Flaschen. Sie müssen, damit überall genug Sauerstoff vorhanden ist, durchsprudelt werden. An solchen Trichtern muss also eine Luftpumpe angeschlossen werden. Dafür bekommt man darin aber auch deutlich mehr Nauplien, als in Gefäßen mit stehendem Wasser.
Die Eier enthalten alles, woraus das kleine Krebschen besteht. Die neu geschlüpften Krebschen sind voll gepackt mit gesunden Nährstoffen. Sie verbrauchen sie jedoch selbst schnell zum Wachsen, deshalb schmecken sie unseren Fischen am besten, wenn sie ganz frisch und satt orange sind. Schon nach ein, zwei Tagen werden sie größer und blasser und haben damit die Nährstoffe verbraucht. Jetzt taugen sie nur noch als Ballaststoff, sofern du nicht die Krebschen selbst fütterst. Das kannst du mit Trockenhefe versuchen, es gibt aber auch im Handel spezielles Futter für Artemia. Damit kannst du die Urzeitkrebse groß ziehen. Bedenke, alles ist sehr klein, du brauchst also auch von allem sehr wenig – auch vom Futter für die Krebse.
Nun ist ja ein Problem, dass die Artemia in Salzwasser leben, die Fische aber nicht. Es ist nicht gut, wenn Salzwasser ins Aquarium kommt. Deshalb musst du es von den Artemia abspülen. Dafür gibt es spezielle Siebe im Laden. Oder du verwendest für kleine Mengen einen unbenutzten Papierteefilter. Eine Futterspritze mit einem kurzen Stück Luftschlauch darauf leistet hier wertvolle Dienste. Erst wenn das Salzwasser gut abgespült ist, gibst du die Artemia ins Aquarium.
Deine Fische werden es dir danken, die kleinen Krebschen sind nämlich ein richtiges Powerfutter, besonders für noch wachsende Jungfische!
Und wenn du doch mal nicht weiter kommst mit deinem Aquarium, eine Frage oder Anregungen hast: Schreib‘ Mr. Fishy!
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