Die Wahl des Bodengrunds will gut überlegt sein, schließlich ist es kein ganz einfaches Unterfangen, den zu einem späteren Zeitpunkt zu ändern.
Es gibt inzwischen zahlreiche verschiedene Bodengründe für Aquarien – feine, grobe, Splitt, Kies, Sand, Tongranualt, farbig, dunkel, hell, wirksam auf die Wasserwerte – das war noch vor 15 Jahren keine Selbstverständlichkeit. Da gab es Kies, basta 😉
Wozu dient der Bodengrund im Aquarium? Vielleicht ist das nicht im ersten Moment ersichtlich, aber er hat tatsächlich eine wichtige Aufgabe als “Filter”, denn er ist Siedlungsfläche für die abermillionen wichtigen Bakterien, die schädliche in unschädliche Stoffe umbauen (z.B. Ammoniak über Nitrit in Nitrat) und pflanzenverfügbar machen.
Außerdem wurzeln die Aquarienpflanzen in ihm und einige Fische suchen ihr Futter in seinen Zwischenräumen.
Und damit sind wir auch schon bei einem wichtigen Punkt, den der Bodengrund erfüllen muss – Durchlässigkeit. Er muss möglichst durchgängig Zwischenräume bieten, so dass Wasser ihn durchströmen und damit die siedelnden Bakterien mit Sauerstoff versorgen und ihre Stoffwechselprodukte abtransportieren kann.
Wusstest Du, dass Sand der “Filter” für unser Grundwasser ist? Indem es über lange Zeiträume von der Erdoberfläche durch verschiedene Bodenschichten sickert, kommt es klar im Grundwasserreservoir an, weil der Sand durch die winzigen Lücken zwischen den einzelnen Körnern zwar Wasser durch lässt, aber selbst feinste Verschmutzungsstoffe zurückhält.
Wenn Du Murmeln in ein Gefäß füllst, wirst Du feststellen, dass, egal wie hoch du sie schichtest, für Flüssigkeiten und Gase immer Durchgänge bestehen bleiben.
In viel kleiner ist das auch bei Kies- und Sandkörnern so, und das ermöglicht eine weitreichende, erwünschte Bakterienbesiedelung, die das biologische Gleichgewicht im Aquarium sichert. Den Bodengrund auszutauschen ist daher wie ein Neustart des Aquariums. Wenn man das vor hat, muss man auf jeden Fall den Filter währenddessen in einem Eimer weiterlaufen lassen, damit seine Bakterienkulturen erhalten bleiben. Ansonsten braucht das Becken wieder eine Einlaufphase wie am Anfang, denn der Bodengrund macht den Löwenanteil der Siedlungsfläche aus.
Daher ist die wichtigste Eigenschaft eines Aquarienbodengrundes, dass er sich nicht verdichten darf. Durch seine Form muss sichergestellt sein, dass die Körner sich nicht wie Puzzelteile aneinanderschmiegen und eine dichte, undurchlässige Masse bilden. Darin kann keine Filterung, kein Stoffwechsel stattfinden, die Pflanzen können keine Nährstoffe aus diesem toten Boden aufnehmen und durch den Mangel an Durchströmung und damit Sauerstoff passiert gefährliche Fäulnis statt gesunder aerober Verrottung.
Körnung
Die Korngröße kann sehr stark variieren. Selbst größere Kiesel von 2-3 cm können als Bodengrund dienen – wenn auch nicht unbedingt für Pflanzenaquarien. In Naturgewässern finden wir von feinem Sand bis zu Kieseln alles – für das heimische Aquarium haben wir also die große Auswahl.
Kiesel machen sich beispielsweise in Strömungsbecken gut, weil sie nicht weggespült werden. Korngrößen von 0,5-4 mm bewähren sich besonders bei Pflanzenbecken, denn hier können die Pflanzen gut wurzeln.
Feinerer Sand ist nicht gut geeignet, weil er zum Verdichten neigt.
Tipp: Mische besser nicht Sand und Kies. Der Sand rieselt zwischen die Kieskörner und verstopft damit die Durchgänge, es kann eine zementartig feste Schicht entstehen. Wenn Du verschiedene Bodengründe im Becken haben möchtest, solltest Du sie mit senkrechten Barrieren (z. B. eingeklebten Glastreben) voneinander trennen.
Waschen: Ganz wichtig! Durch den Transport reiben die Körner in der Packung aneinander und es entsteht feiner Schleifstaub. Diesen solltest Du gründlich auswaschen, denn erstens trübt er das Aquarium zu Anfang lange Zeit und zweitens verstopft er, wenn er sich setzt, die Zwischenräume der größeren Körner.
Das Waschen ist zwar leidige Arbeit, aber man sollte sie das eine mal zu Anfang gründlich tun, sonst hat man später dauerhaft Ärger im Betrieb des Aquariums.
Wichtig: Tongranulate werden nicht gewaschen, auch beim Gestalten des Beckens gelten etwas andere Regeln, hier bitte Herstellerinfos beachten.
Das Material
Der Klassiker ist Quarzkies und -sand, und das nicht ohne Grund. Er ist chemisch inaktiv, härtet also zum Beispiel das Wasser nicht auf, hat eine ansprechende Farbe und kommt auch in vielen natürlichen Gewässern vor.
Achte darauf, dass er keine scharfen Kanten hat.
Splitt, also Bruchstein, ist für Bodengrundfische nicht geeignet!
So genannter Spielsand ist zumeist vorgereinigter Quarzsand, hier gibt es widersprüchliche Erfahrungen. Es kann gut gehen, da er aber nicht normiert ist, kann man unter der Bezeichnung alles Mögliche bekommen – manches aquaristisch geeignet, anderes nicht. Auf Nummer sicher geht man hier also damit, speziell für Aquarienbenutzung ausgewiesenen Bodengrund im Fachhandel zu kaufen.
Kunststoffummantelter Bodengrund ist in letzter Zeit in zahlreichen Variationen und Farben aufgekommen. Der optische Eindruck ist Geschmackssache, wichtig ist hier darauf zu achten, dass der Hersteller garantiert, dass keine unerwünschten Stoffe ans Wasser abgegeben werden. Das Auswaschen ist nicht so langwierig, da kaum Abrieb entsteht.
Tongranulate sind in vielen Variationen auf dem Markt.
Die Körner dieser Bodengrundart haben den Vorteil, dass sie porös sind, und damit nicht nur auf ihrer Oberfläche, sondern auch in ihrer schwammartigen Struktur Bakterien siedeln können.
Sie nehmen in ihre winzigen Kammern Nährstoffe und Spurenelemente auf und geben diese langsam und gleichmäßig wieder ab, wenn sie gesättigt sind. Außerdem können sich die Pflanzen über ihre Wurzeln direkt an diesen Nährstoffdepots bedienen, während Algen nicht daran kommen.
Da die Körner anfangs noch Luft enthalten, kann es sein, dass sie aufschwimmen, und sie sind auch sonst leichter als normaler Kies, was das Einpflanzen etwas schwierig machen kann. Diese Probleme geben sich aber mit der Zeit, wenn alle Luft entwichen ist.
So genannte “Soils” sind ihnen ähnlich, sie bestehen aus speziell behandelten, meist gebrannten Erden. Sie enthalten Nährstoffe und stabilisieren die Wasserwerte im leicht sauren Bereich.
Solche Spezialbodengründe sind chemisch aktiv, haben zum Beispiel ionenaustauschende Wirkung und senken damit die Karbonathärte und pH-Wert. Wenn man einen solchen einsetzen will, sollte man sich mit Wasserparametern gut auskennen und diese sorgfältig überwachen.
Nährboden
Kies und Sand sind erst einmal “nackt” und haben keinerlei nährende Wirkung. Aus einem frisch eingebrachten Boden können die Pflanzen also mit ihren Wurzeln nichts ziehen. Humus, wie er in der Natur vorhanden ist und den Boden sättigt, entsteht in einem Aquarium erst über längere Zeit in Form von Mulm.
Um eine sofortige Versorgung der Pflanzen über die Wurzeln sicherzustellen, gibt es im Handel Nährböden und Düngetabletten und -kugeln.
Der Nährboden besteht zum Beispiel aus Tonmineralien, Torf, Mineralerden und Eisendepots. Er wird als unterste Schicht eingebracht und mit mehreren cm Kies oder Sand bedeckt. Beim Pflanzen muss man etwas vorsichtig sein, wenn man Nährboden eingebracht hat, da er leicht aufgewirbelt wird und dann das Wasser trübt.
Tabletten und Kugeln kann man punktuell in den Boden drücken, sie lösen sich langsam auf und geben ihre Nährstoffe ab.
Bodengrund einbringen:
Wenn Du keinen Nährboden benutzen möchtest, gib zuerst einige cm Wasser in das Becken und dann den gewaschenen Kies dazu – so entstehen keine eingeschlossenen Luftblasen.
Bei Nährboden bitte der Herstelleranweisung folgen.
Wie viel Bodengrund braucht man?
Genug, dass die Pflanzen wurzeln können, mehr muss es von der Höhe her nicht sein. Normalerweise reichen 4-6 cm, bei größeren Becken, in denen entsprechend größere Pflanzen mit einem umfangreicheren Wurzelballen wachsen, auch bis zu 10 cm. Bei kleineren Becken muss man es nicht übertreiben und das kostbare Volumen an Kies “verschwenden”. Der Bodengrund muss auch nicht eben sein. Hübscher und Natürlicher sieht es aus, wenn er Kuhlen und Hügel hat und eine bessere Tiefenwirkung erzielt man, wenn er hinten höher aufgeschüttet ist, als vorne.
Wer den Schnitt durch den Boden nicht sehen will, kann eine Kiesblende anbringen.
Wenn sich im Boden braune oder grüne Ablagerungen sammeln, ist das kein Grund zur Sorgen, das sind nur Algen und Mulm, die offenbar ausreichend durchströmt werden. Wenn schwarze Schlieren entstehen, ist das ein Hinweis auf Sauerstoffmangel, also mangelnde Durchlässigkeit. Hier fault es, wenn man im Bodengrund stochert kommen gegebenenfalls sogar stinkende Blasen hoch.
Fazit
Bei der Farbe, Körnung und Form geht es nach dem persönlichen Geschmack. Spezialbodengründe kann man mit Bedacht einsetzen und sie können ein gutes Instrument sein, um Wasserparameter zu beeinflussen.
Der allerwichtigste Punkt ist, dass der Bodengrund sich nicht verdichtet und dafür sorgt, dass die Pflanzen guten Halt haben und auch über die Wurzeln an Nährstoffe kommen.